Zwei Vorträge in Dresden

Am 5. Juli werde ich um 18.30 Uhr im Klemperer-Saal der SLUB (Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek) in Dresden einen Vortrag halten. Am 6. Juli folgt dann ein weiterer mit einem anderen Thema an der Technischen Universität, wo ich um 14.30 Uhr eine Doppelstunde der Veranstaltung von Prof. Dr. Josef Matzerath übernehme. Der Eintritt ist in beiden Fällen frei und auch an der Uni für die Öffentlichkeit zugänglich. An der SLUB muss man sich vorher anmelden, um einen Sitzplatz zu bekommen. Wer ohne Anmeldung kommt, muss gegebenenfalls stehen. Der Link zur Anmeldung:

https://www.slub-dresden.de/besuchen/veranstaltungen/details/veranstaltung/37755

Hier die beiden Themen der Vorträge mit den offiziellen Abstracts:

 

 

SLUB, Dienstag, 5.7.2022, 18.30 Uhr

Wem gehört die Kochkunst? Warum man Kochen und Essen grundsätzlich neu denken sollte.

Essen und Kochen sind nicht nur Teil des täglichen Lebens, sondern ein konstituierendes Element unserer Gesellschaft und Kultur. In seinem Vortrag zeigt uns der langjährige FAZ-Gastronomiekritiker und Kochkunsttheoretiker Jürgen Dollase, wie komplex das Geschehen tatsächlich ist, welche Folgen das kulinarische Wahlverhalten hat und dass man vielen gesellschaftlichen Instanzen grob fahrlässige Untätigkeit vorwerfen kann.

 

Der Vortrag kann auch per Livestream verfolgt werden.

 

TU, Mittwoch, 6.7.2022, 14.30 Uhr

Ich finde das aber lecker! Kritiksysteme rund ums Essen und Kochen

Ausgehend von der Vielfalt möglicher Assoziationen selbst eines einfachen, populären Gerichtes werden unterschiedliche kulinarische Kritiksysteme von der „Privatmeinung“ über den Bereich interessierter Hobbyköche, professionelle Systeme in Kochkunst und Medien, Restaurantführer bis hin zu gesellschaftlich rückgekoppelten Analysen erläutert und kritisiert.

 

Noch ein paar Anmerkungen:

In Dresden tut sich etwas

In den vielen Jahren, in denen ich mittlerweile mit dem Thema befasst bin, haben sich immer wieder ganz unterschiedliche Aspekte in Richtung einer Einbindung des Kulinarischen in verschiedene Hochschulen ergeben. Sagen wir es so: der gute Wille war immer da, es fehlte aber oft an der nötigen institutionellen Stärke, um wirklich etwas zu erreichen. In der Deutschen Akademie für Kulinaristik (die einmal eine etwas aktivere Zeit hatte) versuchten Professoren (meist aus dem Bereich der Kulturwissenschaften) und Praktiker zusammenzukommen. Auf der Professoren-Seite war dies z.B. Prof. Dr. Wierlacher, Prof. Dr. Hirschfelder oder auch die schon verstorbene Ursula Hudson, die später Slow Food-Vorsitzende wurde. Bei den Praktikern war Eckart Witzigmann prominent beteiligt, dazu auch intensiv Hans-Stefan Steinheuer oder Otto Geisel, der später den in der Akademie erfundenen und definierten Witzigmann-Preis weiterführte. Mit dabei auch die Macher des Journal Culinaire (also Martin Wurzer-Berger und Prof. Dr. Vilgis) und eine ganze Reihe weiterer Wissenschaftler, Köche, Autoren und Gastronomen. Ich selber war eine zeitlang im Vorstand der Akademie. – Es gab Ansätze, aber keine tragenden Ergebnisse, die sich im Laufe der Jahre wirklich zu etwas Größerem wie einer eigenen Hochschule oder zumindest einem Teil einer Hochschule entwickelt hätten.

 

Vor einiger Zeit hatte ich Kontakt zu dem Dresdner Historiker Prof. Dr. Josef Matzerath, der sich schon lange mit der Esskultur befasst und zuletzt eine Online-Ausstellung aus Wolfram Siebecks Nachlass organisiert hat. Die Eröffnung fand übrigens unter Beteiligung von einer ganzen Reihe von legendären deutschen Spitzenköchen statt (ich habe hier über die Ausstellung berichtet). In der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) sind in den letzten Jahren einige bedeutende Nachlässe zur Geschichte der Kochkunst zusammengekommen, darunter auch die Sammlung Birsner mit über 30.000 Speisekarten und rund 11.000 Kochbüchern. Und weil die Geschichte der Kochkunst auf solche und ähnliche Quellen angewiesen ist, können sich in Dresden – vielleicht mit weiteren Sammlungen, Stiftungen o.ä. – die Grundlagen für eine hochinteressante kulinarische Forschung bilden. Im Moment gibt es bereits eine Reihe von wichtigen Leuten, die die Perspektiven einer solchen Forschung durchdenken und schon konkrete Projekte begonnen haben. Aus diesem Grund habe ich den Vorschlag von Herrn Professor Matzerath, nach Dresden zu kommen, Vorträge zu halten, die Sammlungen einzusehen und weitere Gespräche zu führen, gerne angenommen. Ich bin gespannt und werde bei diesem Besuch auch Gelegenheit haben, meine diversen Projekte und Planungen für solche Aktivitäten vorzustellen.

 

 

4 Gedanken zu „Zwei Vorträge in Dresden“

  1. hm, das ist off-topic, aber mir hat die siebeck-schau online ( die durchaus gut war) eigentlich mehr vom bedeutungsverlust siebecks erzählt ( der schon weit vor seinem tod einsetzte ) als von dem, was von ihm bleibt. kein überregionaler kulturteil hat diese ausstellung ausführlicher rezensiert, nicht mal jahrzehntelange stammmedien wie ZEIT, FEINSCHMECER fanden es wert, darüber vertriefter zu berichten.

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    • Das müssen Sie nicht so eng sehen. Eis gibt diese interessanten Nachlässe und neuerdings hochinteressante Perspektiven. Da bin ich gerne dabei – auch weil ich noch ein paar Informationen habe, die ich jetzt noch nicht veröffentlichen kann.
      Gruß JD

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