Wie stellen Sie sich die Kulinarik im Jahr 2055 vor?

Liebe Freunde von Eat-Drink-Think,
es interessiert uns, wie Sie als kulinarisch interessierter Mensch oder als Food-Profi die Zukunft der Kulinarik einschätzen. Wie stellen Sie sich die Kulinarik im Jahr 2055 vor?
Schreiben Sie uns einen kleinen Text, in dem Sie ihr ganz persönliches Gefühl beschreiben. Wir freuen uns über positive wie über negative Gedanken. Wird es besser? Wird es schlechter? Kommt das Essen aus der Tube oder züchten wir dank Gentechnik Hühner, die 20 Kilo wiegen? Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf.
Wir haben Ihnen mal einen kleinen Text von Ralf Bos angehängt, der einen ungefähren Anhaltspunkt geben soll, wie der Text aussehen könnte. Natürlich gerne auch etwas länger, etwas kürzer und gerne auch etwas optimistischer. Sie können Ihren Text unter folgendem Link hochladen: eat-drink-think.de/forum
Die drei Texte, die uns am besten gefallen, werden von uns mit einen Kochmesserset belohnt!

Kulinarik im Jahr 2055
von Ralf Bos

Nachdem 2022 Lidl von Aldi übernommen wurde, und der daraus resultierende Großkonzern „Aldidl“ im Jahre 2030 auch die beiden lästigen Konkurrenten Edeka und Rewe schlucken konnte, lagen 100% des privaten Lebensmittelhandels in nur noch einer Hand.
100%? Was ist denn aus den ganzen Wochenmärkten, Bioläden, Feinkosthändlern und Einkaufsetagen der Kaufhäuser geworden? Die gibt es schon lange nicht mehr. Lobby-gesteuerte Verordnungswut hat den Handel von frischen Lebensmitteln aus gesundheitlichen Gründen komplett verboten. Frische Lebensmittel müssen gefroren und dermaßen umfangreich deklariert werden, dass schon seit dem Jahr 2020 alle Lebensmittel nur noch mit Beipackzettel verkauft werden dürfen. Der weiter wütende Preiskampf wurde durch die hierdurch entstandene Vergleichbarkeit von den vier oben genannten Monopolisten gewonnen.
Nachdem in letzter Instanz „Aldidl“ den einzig verbleibenden Lebensmittelgroßhandel Metro übernommen hatte, hieß die Firma „Aldidltro“. Diese wurde 2045 in „Die Firma“ unbenannt und war somit der letzte Lebensmittelhändler Europas.
2045 war auch das Jahr in dem der letzte existierende Lebensmittelproduzent „Uninestlekraftcola“ sich in „die Macht“ unbenannte. Da „die Macht“ und „die Firma“ beide unter der Dachmarke „die Weltregierung“ arbeiteten, dauerte es nur fünf Jahre bis „die Macht“ ein Lebensmittel mit dem Namen „Soylent Green“ konstruierte. Diese Kreation ist eine Kreuzung aus Goji Beeren, Chia Samen und Sojabohnen und dient zur Kompletternährung vom Säugling bis zum Greis.
2055 bestimmt „die Weltregierung“, dass „Soylent Green“ das einzige weltweit angebaute und gehandelte Lebensmittel sein darf. Durch das Jahrzehnte vorher eingeführte Verbot von Bargeld wird „Soylent Green“ im selben Jahr auch Weltwährung.

Top-Chef Set

Top-Chef Messer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

15 Gedanken zu „Wie stellen Sie sich die Kulinarik im Jahr 2055 vor?“

  1. Ich glaube und hoffe auf eine Art Food-Guerilla, Naturliebhaber, Optimisten,… die für gutes Essen und faire Produkte kämpfen werden, damit wir uns nicht nur von Tabletten Nahrung und Essen aus dem 3 D Drucker ernähren müssen. Die Natur und der Genuss steht im Vordergrund an diesem Ort und ist für jeden zugänglich, der sich für die Natur einsetzt. (PS. Und wenn ich dann noch am leben bin werde ich diese Gruppe unterstützen. Auch wenn ich dann nicht mehr der Jüngste bin und wahrscheinlich am Stock gehe!)
    Hoffen wir mal, das es nicht so schlimm wird, wie im Moment z. Teil beschrieben.
    Mit bestem Gruß

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    • Recht so, Detlef.
      Wir sind die Guerilla und wenn wir es nicht tun, dann tut es keiner und wir haben verloren.
      Sag es deinen Köchen und sag es deinen Schülern. Das ist deine und unsere Aufgabe.

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  2. Ich glaube,dass wir 2055 unsere Ressourcen an Lebensmitteln aufteilen müssen! und egal ob aus dem 3D Drucker oder aus sonstigen Terminator Maschinen sollten wir erstmal anfangen eine für alle allgemeine verbindliche Verantwortung für die Verschwendung zu entwickeln. Und was Großkonzerne betrifft machen die eigentlich den ersten Schritt was die Entwicklung betrifft. Sie haben die Möglichkeit zu forschen und das Know-how Lebensmittel für alle bezahlbar zu machen. Lebensmittel zB länger und besser haltbar zumachen etc. trockenen war schon immer und das betrifft halt net gerade die letzten 20 oder 30 Jahre sondern eigentlich die komplette Evolution der Menschheit.
    Und die Vorstellung das alle regional Lebensmittel kaufen ist in der realen Welt halt leider weit weg! wenn man den kompletten Kontinent beleuchtet gibt es leider immer noch 2,5 millarden Menschen die unter der Armutsgrenze von 2 Dollar leben, stand heute. Was dann wohl ungefähr für eine bio Kiwi aus Neuseeland und ne Flasche Wasser ohne Pfand reicht. 2055 noch nichtmal dafür!
    Wenn jetzt schon spekuliert wird was essen aus dem Drucker kostet

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    • Hallo Leif,
      ich wünschte, ich könnte ihren Optimismus teilen und den Großkonzernen etwas Gutes abgewinnen.
      In meiner Welt beschäftigen sich die Großkonzerne mit solchen noblen Gesten, wie den armen und durstigen das Wasser weg zu nehmen um es ihnen dann teuer zu verkaufen oder ein Monopol auf Lebensmittel zu erstreiten oder die Felder mit krebserregendem Dünger zu spritzen, einfach um den Profit zu steigern. Kollateralschäden werden dabei billigend in Kauf genommen.
      Ich denke, dass jeder Mensch wissen sollte, mit wem er sich einlässt, wenn er die Großkonzerne unterstützt.

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  3. Kulinarik 20 55
    von
    Dani von Zittwitz

    Bitte erzähl doch noch mal, wie es früher einmal war, bettelt die zehnjährige Pi im Jahr 20 55 ihren Großvater Max an. Gerne begibt er sich auf eine kulinarische Erinnerungsreise in die Tiefe der Zeit. Während seine Enkelin fröhlich proteinreiche Insektenchips knabbert, versucht er sich zu erinnern, wann das Fleisch eigentlich aus den Supermärkten verschwand und zum unbezahlbaren Luxusgut avancierte. Das muss fast zeitgleich mit dem Chip-Implantat der Health Staaten passiert sein. Jeder Bürger bekommt seither eine ganz individuelle, auf seinen Stoffwechsel optimierte Ernährungsvorgabe. Ernährungsbedingte Krankheiten, Metabolisches Syndrom, Diabetes und Übergewicht waren gestern. Jede Nahrungsaufnahme wird direkt analysiert und ausgewertet. Nachdem die Flächen für Obst- und Gemüseanbau immer stärker schwanden, wurde vertikal angebaut. Trotzdem führte es dazu, dass die frischen Obst- und Gemüsesorten ein unerschwingliches Feinkostprodukt wurden.
    Max durchfuhr ein kurzes Gefühl der Verzweiflung, als er dran dachte wie selbstverständlich eine Tüte sonnengereifter Aprikosen in seiner Jugend war. Alles hatte sich verändert. Die Enkelin hat einen 3-Drucker um sich ihre vorgegebenen Mahlzeiten auszudrucken. Gegessen werden grundsätzlich, die in praktischen Tütchen in Püreeform erhältlichen Zuteilungen. Selbstverständlich nach ganz persönlichem Geschmack. So gibt es klare Liebhaber der Cotton-Candy-Tüte, andere bevorzugen den mediterranen Spice, tausende Geschacksrichtungen werden von Flavonisten entwickelt – und täglich kommen neue dazu. Manche limitiert und und massiv beworben, für die sich die Verbraucher stundenlang anstellen – um sich trotz optimierter Tütennahrung zu individualisieren.

    Max‘ Sohn und seine Schwiegertochter arbeiten bis spät abends in der Meeresentsalzungsanlage an der Ionisierung des Wassers. Wie alle privilegiert Tätigen bekommen Sie Chip-Free-Zone-Boni. Bei ausreichender Stückzahl haben sie die Möglichkeit etwas unerhörtes mit ihrer Freizeit anzustellen: sie können einige der Chip-Ortungsfreien Inseln für eine bestimmte Zeit aufsuchen.

    Dort angekommen umweht die Nase der herrliche Duft von frisch gebackenem Brot, zum unwiderstehlichen Charme einer Vichyssoise am heißen Sommertag. Ein saftiges Steak liegt auf dem Grill und die Angekommenen freuen sich auf feine Beeren mit warmem Schokoladenkuchen. Der Wein steht bereit.
    Max lächelt.

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  4. Es gibt keine Massentierhaltung und keine Großfischereien mehr. Allerbeste Tierprodukte wird es geben ohne das ein Tier dafür sterben muss, diese kommen aus dem 3D Drucker oder aus Replikatoren. Lust am Genuss wird sehr ausgeprägt zelebriert andererseits auch Fastfood in hoher Qualität. Schnelle Verfügbarkeit von Essen à la Wunsch und Qualitäten in Kombination mit Nachhaltigkeitswünschen der Konsumenten wird es geben.
    Der Beruf des Restauranfachfrau/mann ist einer der angesehensten Jobs überhaupt.Es ist kein leichter Beruf, da soziale Interaktionen mit Menschen ein schweres Studium bedarf.

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    • Hallo Christopher,
      die 3D Drucker Komponente ist wirklich interessant, da es heute schon die Möglichkeit Burgerpatties aus synthetisch hergestelltem Fleisch, also Fleisch ohne Tier, zu produzieren. Die kosten allerdings noch 100 $ pro Stück. Wenn man bedenkt, dass die Patties letztes Jahr noch 3000$ pro Stück gekostet haben, dann weiß man wo die Reise hin geht. Ein Food 3 D Drucker für Schokolade und Käse koste in China heute unter 1000$. Noch drei oder vier Jahre dann wird das Zeug billiger als echtes Fleisch. Spätestens dann kommt der Wechsel. In Anlegerkreisen spricht man davon dass eine Investition in Firmen die im Bereich Synthetisches Fleisch arbeiten, die zurzeit sicherste und profitabelste ist.
      Geht auch irgendwie in Richtung Soylent Green. Beim Service sehe ich jedoch eher eine Entwicklung in Richtung Roboter.

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  5. Die Schere klafft gewaltig. Es gibt RundumdieUhr- Sender, die ununterbrochen die geschichtsträchtigen „legendären“Kochsendungen der 2010er ausstrahlen und bei deren Anblick „Restbestände“ ins Schwärmen von den guten alten Kulinarikzeiten geraten.. Fastfood gepaart mit Superduperhealthyzusätzen kann ich mit essbaren Tüten auf Knopfdruck in allen erwünschten Geschmackskomponenten aus meinem sich selbst wiederfüllenden Kühlschrank entnehmen und in der Turbomicro auf Betriebszustand bringen. Auf der anderen Seite hat sich eine kleine, elitäre Gruppe gebildet, die verzweifelt versucht, an echte angebaute regionale und saisonale Gemüsesorten zu gelangen, weil zu viele Betriebe aus Kostengründen aufgeben mussten, Höchstpreise werden für echtes Fleisch bezahlt, Winzer sind nur noch handverlesen zu finden ( Wein wird in 125 ml Gefäßen verkauft) Geheime Kulinarikzirkell geben ihr Wissen nur den Mitgliedern preis. Schöne neue Welt! Falls das zu pessimistisch ist: Vielleicht kommt`s auch ganz anders!

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  6. Es wird hoffentlich keine Großkonzerne mehr geben!! Jeder der gut kochen möchte muss seine Ware selber beim Händler, auf Märkten usw. einkaufen. Leute lernen wieder gutes Essen zu schätzten und sind auch dafür bereit einen dementsprechenden Preis dafür zu bezahlen. Und warum? Weil die Natur bis dahin von Menschen derart zerstört sein wird das vielleicht alle wieder anders denken. Ich hoffe es zumindest und möchte nicht essen aus Kapseln oder so auf Küchenmaschinen stecken müssen um eine Mahlzeit zu kriegen!!!

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    • Liebe Frau Herrmann,
      ein interessanter Aspekt. Ich bin mir auch nicht ganz so sicher, daß wir in eine Katastrophe laufen. Es kommt heute und jetzt auf eine energische, nie nachlassende Diskussion an. Es hat sich längst gezeigt, daß sich selbst Discounter gezwungen sehen, in Richtung besserer Produkte zu gehen. Es gibt bei den Supermärkten z.B. das neue Real Markthalle-Konzept (in Krefeld), das eine sensationelle Öffnung eines ganz normalen Supermarktes mit breitestem Angebot in Richtung hoher kulinarischer Konzepte beschreibt und dabei auch noch – mittendrin – allerlei Gastronomie hat.
      Gruß JD

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