In ein paar Zeilen werde ich eine Behauptung aufstellen, welche Mathematiker aller Welt in Aufruhr versetzen wird. Aber fangen wir erstmal mit einer Behauptung an, mit der die Damen und Herren sicher einverstanden wären:
Whisky ≠ Whiskey (für Nichtmathematiker: „Whisky ist nicht gleich Whiskey“)
Die hier gegenübergestellten Schreibweisen ein und desselben Wortes unterscheiden sich nicht nur durch einen hinzugefügten Buchstaben. Nein, sie bezeichnen meist grundverschiedene Spirituosen. Betrachten wir die Kontrahenten:
Whiskey ist die amerikanische Schreibweise (der Ursprung liegt in Irland) für dort gebrannte und in Eichenfässern gereifte Getreidemaische. Wenn es sich hierbei um jungfräuliche Eichenfässer handelt, also Fässer in denen zum ersten Mal etwas lagert, verdient der Whiskey sich noch einen Vornamen, nämlich Bourbon. Die Aufzählung aller weiteren Vorschriften für diesen Vornamen wie z.B. mindestens zwei Jahre Lagerung, sparen wir uns hier. Erwähnt sei allerdings, dass als Grundstoff hauptsächlich Mais verwendet wird und darüber hinaus von Roggen oder Dinkel über Gerste und deren Malz bis hin zu Exotengetreide wie z.B. Quinoa, viel Freiheit herrscht.
Malt Whisky bezeichnet gebrannte Maische aus Gerstenmalz, welche für mindestens drei Jahre in Eichenholzfässern lag; zumindest ist dies innerhalb Schottlands so festgelegt. Für europäischen Malt Whisky werden zwar meistens Ex-Bourbonfässer genommen, jedoch auch Fässer in denen zuvor ein Wein oder eine andere Spirituose lag. Hier reicht die Vielfalt an Vorbelegungen von Sherry, Madeira, Portwein über Burgunder und Bordeaux bis hin zu Rum, Cognac, Brandy und Exoten wie Calvados.
Bei Whisky/Whiskey gibt es noch weitere Unterscheidungen zwischen Blends / Grains / Malt Whiskies / Single Malt Whiskies etc., auf welche folgendes Schaubild weiter eingeht:
Und nun kommen wir zu meiner Behauptung, die Mathematiker nachts wachhalten wird.
Whisky ≠ Whisky ∩ Whiskey ≠ Whiskey
(Für Nichtmathematiker: Whisky ist nicht gleich Whisky und Whiskey ist nicht gleich Whiskey)
Dass sowohl bei Whiskey als auch bei Whisky viel Variation vorherrscht, haben wir bereits in der Darlegung der verschiedenen Grundzutaten und der verschiedenen zur Reifung verwendeten Fässer gesehen. Und die Unterschiede in der Verwendung von Mais gegenüber Gerstenmalz sind schon sehr groß. Wenn nun Gerstenmalz in der Trocknung noch mit Rauch versehen wurde, schlägt sich das natürlich auch im Geschmack nieder, und eine völlig neue Dimension ist geboren. Hinzu kommt die Verwendung der unterschiedlichen Fässer zur Reifung. Aromen von Vanille und verschiedensten Früchten (seien es frische, getrocknete, gekochte oder deren Bonbonaromen) sowie Karamell und Nüssen bis hin zu Sahne, Gebäck und Blüten können hervorgerufen werden.
All diese Faktoren kombiniert, ergeben schon eine unglaubliche Geschmacksvielfalt, welche die obenstehende These untermauern würde; jedoch war das noch nicht alles. Jede Destille hat durch die Konfiguration ihrer Brennanlage und der vielen anderen Stellschrauben im Produktionsprozess Einfluss auf den sogenannten Brennereicharakter. Zum Beispiel erzeugt die Verwendung verschiedener Hefen in der Gärung schon verschiedene Aromen. Jede dieser Hefen für sich genommen, ruft des Weiteren bei unterschiedlichen Gärzeiten und unterschiedlichen Gärtemperaturen schon unterschiedliche Aromen hervor.
Auch der Umfang, die Form und die Höhe des Halses eines klassischen Kupferbrennkessels verändern den Geschmack. Ein kurzer, breiter Hals erlaubt es, den schweren Bestandteilen der Dämpfe im allgemeinen Aufwärtsstreben mitgerissen zu werden, was für einen intensiven, pfeffrig würzigen Brand sorgt. Ein langer, schmaler Hals hingegen verhindert dies und beschert uns leichte, fruchtige Brände.
Die Anzahl solcher Aromastellschrauben im Brennprozess ist noch weitaus höher, und sie alle hier zu erwähnen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Jedoch hoffe ich Ihnen eines dargestellt zu haben: Die Vielfalt der Aromen in der Welt der Whiskies umspannt schier unendliche Weiten.
Und wer sich zur Erkundung in dieses Universum der Geschmäcker aufmacht, wird mit Nase und Geschmackspapillen immer wieder neue Abenteuer erleben.
Hans Hörl
Vielen Dank für Ihr Lob Herr Kottmann. Ich stimme mit Ihnen überein, dass die gekonnte Destillation von gegorenem Obst es verdient zur Kunst erhoben zu werden. Glücklicherweise gibt es bereits seit vielen Jahren Premium Destillateure in Deutschland, welche diese Kunst praktizieren und stetig erweitern und verbessern. Vielleicht schauen Sie mal unter http://www.bosfood.de vorbei. Dort finden Sie Spitzenbrände welche das „Schnaps Image“ schnell aus der Welt schaffen werden.
Sehr gut erklärt in Kurzform ! leider finde ich den Hype über Gin und Whisky ( die anderen schreibformen erspare ich mir )
etwas zu übertrieben den die Grundlage in Deutschland liegt bei klaren Destillaten . Meiner Meeinung nach noch in absoluter unter Position gelebt. Die Sorten Vielfalt der Obstsorten ist enorm. Und der Gast oder die Bevölkerung muss über das Thema „Schnaps “ hinwegkommen da es nur Rausch und Suff bedeutet im Allgemeinen und Ein klares Sorten reines Destillat mehr ist als nur „Schnaps“ . Die konsevierung eines Aromas einer Jahreseit und Jahreszahl in Klarer Alkoholhaltiker Flüssigkeit.