Trüffel-Fieber. Autor: Michael Heiler, 1. Auflage 2020, ISBN: 978-3-00-066700-8

Nach 15 Jahren eigener Erfahrung mit den unterirdisch wachsenden Pilzen und Studium der Standardwerke wissenschaftlicher und belletristischer Art, ist es nicht gerade einfach, in eine Rezension eines weiteren Buches einzusteigen. Manchmal gibt es seltsame Zufälle, die etwas bewirken. Heute wieder einer. Im Radio lief ein uralter Song der Animals. Titel: Inside locking out. Ach ja, tolle Zeiten. Aber was hat das mit dem Buch zu tun? Es ist schnell erklärt. Ich lese aus den Geschichten rund um die Trüffeljagd den Insider heraus, der Lesende teilhaben lässt. Teilhaben an der Kunst, Trüffel zu finden und sie sorgsam zu remontieren, so der Fachausdruck, den ich beisteuere. Der ausschauende Insider ist Michael Heiler. Was beim ersten Übersichtslesen sofort auffällt ist die persönliche und authentische Textgestaltung, ich meine seinen Schreibstil. Keine aufgesetzte wissenschaftliche Ausrichtung, keine Tabellen, keine Sporenbilder. Und kein Abschreiben aus bekannten Quellen, wie in der Pilzliteratur durchaus feststellbar. Es geht um Genuss, nach Suchabenteuer. Es geht um die Praxis der Trüffeljagd mit dem treuen Begleiter Balou und einer geduldigen Begleiterin. Diese hat zum Glück ähnliche oder gleiche Genussvorstellungen und lässt sie zusammen mit Heiler auch wahr werden. Ich meine seine Gattin Yvonne. Die Trüffelsuche in den verschiedenen Trüffel-Ländern werden im Buch durch die jeweiligen Landesfarben im oberen Seitenbereich deutlich gemacht, besser: geschmückt. Der durch Jean-Marie Dumaine ausgelöste Trüffelboom in Deutschland findet eine respektvolle und freundliche Würdigung. Heilers eigene Entwicklung vom Laien zum Trüffelprofi werden vom ihm anschaulich beschrieben, eher: leidenschaftlich erzählt. Das Werk steckt voller Liebeserklärungen zu Menschen und Trüffelhunden. Sein Balou, mit allen Eigenheiten, steht bei den letztgenannten an erster Stelle. Und die Trüffelkunde kommt nicht zu kurz. Die Arten werden an Schnittbildern übersichtlich dargestellt. Ganz besonders bemerkenswert sind die „Tipps“ zur Anlage von Trüffieren, Trüffelplantagen, aus der Praxis heraus, mutmachend zu Eigenversuchen. Allerdings leichter zu verwirklichen, mit entsprechend finanziellem Hintergrund. Aber auch die Ausbildung Balou`s zum Trüffelhund ist gut in Szene gesetzt. Ja und dann die Rezepte, die auf eigenen Genusserlebnissen beruhen und mundwinkelfeuchtend bebildert sind. Nicht irgendwoher besorgt, sondern aus den Duftküchen heraus zu Papier gebracht. Klasse, Chapeau, Suchtgefahr.

Fazit:
Heilers Trüffel-Fieber bringt eine neue Frische in die etwas abgestandene Trüffelliteratur. Tobias Sudhof´`s Werk –Ein Herd und eine Seele– wird auf dem Einband als: kulinarischer Schmöker, als unverschämt geiles Kochbuch für fortgeschrittene Lebensliebhaber/innen bezeichnet. Danke, genau das habe gesucht! Es passt auch zu Michael Heilers Trüffel-Fieber, nämlich: Viel und mit Genuss lesen. Es garantiert das Hineinversenken in die Welt der unverschämten Genüsse für Nase und Gaumen, wann und wo immer man will. Couch, Strandkorb, Gartenhaus, Terminal. Auch wenn der Nachname des Autors vermuten lässt, dass er mit gewissen Fähigkeiten ausgestattet sein könnte gilt:Ist das Trüffel-Fieber erst einmal ausgebrochen, wird auch er es mit Sicherheit nicht lindern können. Nach der Lektüre ist es bei mir noch gestiegen, und ich bin sicher, dass dies allen ähnlich ergehen wird, die sich es leisten. Und der Preis? Ca. 30 Euro. Eine wahrlich sinnvolle Investition für alle, die sich keinen Kartoffelbovist für einen Tuber magnatum verkaufen lassen wollen. Und die Rezepte suchen, die nicht nur Pasta und Rührei als ratsame Grundlage haben, sondern auch Spargelsuppe oder Rindercarpaccio trüffeln wollen. (Seite, 170/171) Und noch eine Insiderinformation. Ich bin sicher was Heiler zur Gattin sagt, wenn er mit Balou von einer Trüffelsuchexkursion nach Hause kommt, nämlich: Mir hen ebbes gfunne! Und seine Gattin denkt vielleicht an einen anderen super Titel nämlich: Love is the Healer. Und noch ein Tipp für andere Animals, hier Maulwürfe: Besser nicht den Kopf aus dem Hügel stecken, wenn Balou in der Nähe ist. Warum? Antwort im Buch. Eine Ergänzung meinerseits. Heiler meint, dass für die Soupe aux truffes der Trüffel nicht groß genug sein kann. (Rezept:163ff) Für mich steht fest: Ein Trüffel kann nie zu groß sein.
Das Buch müssen Trüffelschweine, wie ich eins bin, haben. Ich habe es ja schon! Bon! Basta! Bätsch!

Frank Krajewski

3 Gedanken zu „Trüffel-Fieber. Autor: Michael Heiler, 1. Auflage 2020, ISBN: 978-3-00-066700-8“

  1. Die Kritik umschreibt charmant und mit Witz das „Trüffelfieber“! Ich hab das Buch vor ein paar Wochen schon gelesen und hatte nach dem Lesen der Kritik nochmal richtig Lust darin zu blättern 🙂 – Es ist von mir auch eine klare Leseempfehlung!

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