24 Stunden kulinarisches Keitum – Ein besonderer Spaziergang durch den schönsten Ort der Insel
00.00 Uhr:
Es ist Zeit das müde Haupt auf ein weiches Kissen zu betten. Mit ein wenig Glück liegt dieses Kissen in einem bequemen Bett im Kapitänsdorf Keitum auf Sylt. Keitum mausert sich mehr und mehr zum „Place to stay“ auf der Insel. Zwischen den romantischen Kapitänshäusern sind, wie überall auf der Insel, eine Unzahl von Gästebetten zu finden, in Pensionen, Privatunterkünften und Hotels. Sollte ihr Glück besonders groß gewesen sein, konnten sie sich Kissen und Bett in einem der drei Premium-Hotels Keitums sichern. Es sind drei ganz verschiedene Hotels, die jedoch etwas gemeinsam haben: sie verkörpern den im Süden Europas schon oft zitierten Spruch „wenn Sie perfekten Urlaub machen wollen, dann müssen Sie nach Sylt fahren.“ Auch wenn dieser Satz von genervten Rezeptionisten eher zynisch gemeint ist, weil Sylt ja keine Schönwettergarantie hat, so ist doch sehr viel Wahres dran. Betrachten wir die drei Premium Hotels in Keitum einmal etwas genauer. Zuerst das brandneue Hotel Severins. Dieses traumhaft schöne Projekt verfügt über das größte Reetdach Europas, und unter diesem Reetdach findet man 62 Zimmer, die gleichzeitig luxuriös und charmant eingerichtet sind und einen unglaublich hohen Wohlfühlcharakter haben. Aber – gut schlafen ist nicht alles, was das Severins zu bieten hat. Das kulinarische Angebot ist hervorragend. Zwei Restaurants, das Tippgen und das Hoog, zeigen, was entstehen kann, wenn man Gastronomie zu 100% auf seine Wunschgäste zuschneiden kann. Im Tippgen wird der verwöhnten Zunge genüge getan und die Kochkunst steht im absoluten Fokus. Im Hoog wird der Bistrostil gepflegt, ohne dass man sich der Enge, die in den meisten Bistros herrscht, unterwirft. Das großzügige Platzangebot besticht durch die hohe Qualität der Ausstattung und ist ein „Must do“ in Keitum. Der absolute Kracher ist jedoch das Spa. 2000 Quadratmeter mit Blick auf einen großen offenen Kamin vom Pool aus. Wie geil ist das denn?
Von gleicher Qualität, aber bereits im Stadium einer Institution, ist der Benen Diken Hof. Auch hier werden die 120 Gästebetten in Zimmern und Suiten feinster Ausstattung untergebracht. Das wunderschöne Spa verfügt über einen Pool, der zum Schwimmen ganzer Bahnen einlädt und dazu über adäquate Beauty- und Saunaangebot. Berühmt ist der Benen Diken Hof jedoch wegen seiner ausgezeichneten Küche. Was sich im Restaurant Kökken zuerst wie ein Werbeverspechen anhört, also „frische regionale Küche“, „metabolic ballance“, „gerne vegetarisch“, ist in letzter Instanz eine logische Entwicklung, der seit Jahrzenten konsequent auf den Gast ausgerichteten Küche. Die Charakterisierungen der Küche sind Ausdruck der feinheimischen Gesinnung („Feinheimisch“ ist hier oben eine wichtige Vereinigung zur Förderung regionaler Produkte und Küchentraditionen) und dem Wunsch, dem Gast im Urlaub Genuss ohne Reue zu schenken. Und das in höchster Perfektion.
Ein anders Kaliber ist der Arnhoog. Das Schwesterhotel des „Fährhaus“, im benachbarten Munkmarsch mit seinem phantastischen 2-Sterne Restaurant, besticht durch seine Ruhe. Im historischen Empfangsgebäude findet man neben der Rezeption eine kleine Bar und ein gemütliches Café, in dem auch gefrühstückt wird. Die Zimmer befinden sich in einem separaten Gebäude, was für entsprechende Ruhe sorgt. Das Hotel verfügt nur über elf Zimmer, aber diese haben es – sogar für Sylt Verhältnisse – in sich. Sie sind hochwertigst eingerichtet, mit freistehender Badewanne und Privat-Spa in fast jedem Zimmer. Wer noch ein wenig mehr Spa möchte, kann durch den unterirdischen Tunnel in das große Spa gelangen. Und dort wird man von der Eleganz und Qualität geradezu überwältigt.
Sollten Sie also in einem der drei beschriebenen Hotels untergekommen sein, dann schlafen Sie gut. Und das ist kein Wunsch, das ist ein Versprechen.
06.00 Uhr:
Sie sind erst kurz auf der Insel? Dann ist es Ihre innere Uhr, die sie weckt. Sie sind auf Sylt. Keine Termine, kein Zeitdruck. Nur Ruhe und Entspannung. Also nochmal rumdrehen und eine weitere Runde Kissenkuscheln.
08.00 Uhr:
Ein Phänomen auf Sylt ist, wie schnell man sich von allem erholt und wie ausgeschlafen man am Morgen ist. Das Aufstehen fällt leicht und so lässt sich das Tagwerk gut beginnen.
„Keitum ist zu Fuß am Schönsten“. Das ist mittlerweile ein geflügeltes Wort. Diejenigen, die in einem der drei Hotels wohnen, brauchen zum Frühstück nicht weit zu gehen. Schließlich schläft man dort wo man frühstückt. Sollte man jedoch in einer anderen Unterkunft schlafen, in der vielleicht kein Frühstück angeboten wird, ist jetzt die Zeit für den ersten Spaziergang des Tages gekommen. Alle drei beschrieben Hotels bieten ihr Frühstück auch externen Gästen an. Alle Frühstücke sind Weltklasse. Im Hoog im Hotel Severins kann man freitags bis sonntags sogar bis 17 Uhr frühstücken, im Tippgen, ebenfalls im Severins, kann man bei schönem Wetter im Garten frühstücken und im Arnhoog gibt es ein interessantes „Schietwetter“ – Angebot: Frühstück vom hochgelobten Frühstücksbuffet in Kombination mit dem Besuch des Spa, auch für Nicht-Hotelgäste.
Aber auch außerhalb dieser Hotels gibt es interessante Frühstücksangebote.
Die kleine Teestube lockt ab 10.00 Uhr mit einer verführerischen Frühstücksauswahl von klein bis verschwenderisch, wobei der Restaurantname hier Programm ist. 80 Sorten Tee werden offen und fachkundig ausgeschenkt. Sehr traurig waren wir, als wir vor einigen Jahren erfuhren, dass Nielsen’s Kaffeegarten schließen muss. Die Kombination von selbstgebackenem Brot und Brötchen, die dazu gereichten süßen und herzhaften Belage und der Blick auf das grüne Kliff waren legendär. Jetzt ist nach langer Umbauarbeit endlich wieder geöffnet und wir freuen uns, dass wir schon ganz bald wieder Nielsen’s Superfrühstück auf der Terrasse von neuen Nielsen’s Kaffeegarten genießen dürfen.
12.00 Uhr:
Wer nach dem Frühstück einen ersten ausgedehnten Spaziergang durchs Dorf oder zur Keitumer Kirche oder vielleicht an den westlichen Ortsrand gemacht hat, an dem Dethlef Dörte’s friesischer Käseladen zum Probieren und Einkaufen einläd, darf sich schon bald Gedanken um ein gutes Mittagessen machen. Eine Bank für sowohl gutes Mittagessen als auch für ein perfektes Dinner sind die Berens Brüder, Oliver und Andreas („Desche“, wie man ihn auf friesisch nennt). Sie führen zwei Restaurants, die genau vis a vis liegen. Das von Desche geführte Restaurant heißt Amici und ist Italienisch geprägt. Das, von Oliver geleitet Restaurant heißt Butcherei und ist ein astreines Steakhaus. Die Philosophie der Brüder ist so einfach wie genial. Perfekte Gastgeberschaft. So perfekt, dass viele Keitumer Gäste sich gar kein Gedanken mehr machen, wo sie essen, sondern nur, auf welcher Straßenseite. Auf der italienischen Seite jagt ein Leibgericht das nächste und die Produkte sind von überragender Qualität. Ganze Fische, perfekte Risotti, Kalbsbäckchen und Trüffelpasta werden comme il faut zubereitet und von einer fachlich sehr gut zusammengestellten Weinkarte begleitet. Auf die Weinempfehlung von Desche sollte man unbedingt hören. Er weiß, wovon er spricht, und er hält nicht nur die richtigen Weine, sondern auch die richtigen Jahrgänge vor. Gegenüber regiert Oliver mit breiter Schulter. Stolz auf die Qualität seines Restaurant, seiner Produkte und seiner Küche. Konsequent hohe Qualität in Fleisch und Beilagen. Die Zubereitung durch seinen hochtalentierten Küchenchef Peter Albrecht wird durch den 800 Grad Celsius-Grill perfektioniert und man spricht hier ohne Übertreibung vom besten Steak der Ostdörfer. Außen eine himmlische Kruste und innen saftigstes Fleisch von höchster Qualität. Mehr geht nicht. Jetzt das Tollste: Amici und Bullerei öffnen ihre Pforten um 12 Uhr und schließen ihre Küche um 22 Uhr. Dazwischen gibt es keine Küchenpause. Ein Traum für alle Frühesser, Spätesser, Drinnensitzer und Draußensitzer. Denn beide Restaurants sind nicht nur durchgehend geöffnet, sondern verfügen über eine sehr gute Außengastronomie.
14.00 Uhr:
Zeit für ein bisschen Spa oder ein wenig Wattwanderung, bevor es zum Shoppen geht. Viele wunderbare Geschäfte und Ateliers außerhalb der Kulinarik laden zum Bummeln durch das malerische Keitum ein. Doch der Nachmittag ist auch eine Zeit der gastronomischen Versuchungen.
An oberster Stelle steht dort sicher Johannes King und seine äußerst charmante Partnerin Selina Müller, die das „Johannes King“ am Ortseingang von Keitum betreiben. Das „Johannes King“ ist kein Restaurant und kein Delikatessgeschäft, es ist kein Gartencafé und keine Feinkostmanufaktur, es ist ein bisschen etwas von allem. Von seinem Gourmetrestaurant übernommen gibt es hier die Möglichkeit verschiedene Speisen in Vorspeisengröße, aber in 2-Sterne Qualität zu probieren. Das Delikatessgeschäft bietet eine einmalige Auswahl an Delikatessen, die man nicht nur inselweit, sondern teilweise sogar deutschlandweit in dieser Konzentration nicht findet. Johannes King hat nicht nur eine ganz feine Zunge, sondern auch ein sehr gutes Händchen für erlesene Feinkostspezialitäten. Das Gartencafé bietet bei schönem Wetter unter freiem Himmel und bei schlechtem Wetter unter beheizten Schirmen erlesene warme und kalte Getränke, feinstes Gebäck und natürlich die wunderbaren Naschereien der 2-Sterne-Abteilung. Zuletzt die Manufaktur, die es möglich macht, Johannes Kings Preziosen auch zuhause zu genießen. Apropos „zuhause“. Es gibt einen besonderen Service von Johannes King. Er serviert ein perfektes Dinner in Ihrem Ferienappartement auf ganz besondere Art und Weise. Es kommt fertig zubereitet in schwerem Geschirr und gusseisernen Töpfen und muss dann nur noch aufgewärmt und serviert werden. Am nächsten Tag werden Geschirr und Töpfe wieder abgeholt und man braucht noch nicht einmal abzuspülen. Auch die Qualität dieser Speisen bewegt sich im 2-Sterne-Niveau. Das ist echt Sylt.
Im Westen von Keitum, gegenüber von Dethlef Dörtes Käseladen ist das Kontorhaus Keitum. Ein wunderbarer Teegarten mit phantastischem Blick auf die Wiesen und das Siebenflüsseland. Das Kontorhaus wurde von Franziska und Wolfgang Zaeske unglaublich aufwändig und liebevoll eingerichtet und man „versinkt“ regelrecht in der Mischung von Ambiente und Aussicht. Wenn man sich hier einmal niedergelassen hat, egal ob auf der üppigen Außenterasse oder im heimeligen Innenraum, ist es schwer, sich dort wieder loszueisen. Auch hier hat die Kulinarik einen hohen Stellenwert und nicht nur die Blechkuchen und die unglaubliche Teeauswahl sind hier vom Feinsten. Vom Feinsten sind auch die Hotelzimmer in Kontorhaus. Edel und puristisch mit dem unverbaubaren Ausblick über die Wiesen bis zum Rantumer Becken.
17.00 Uhr:
Alle die, die sich das Mittagessen verkniffen haben und auch bei Kaffee und Kuchen zurückhaltend waren, dürfte jetzt des kleine Hüngerchen quälen. Es ist Zeit für die Frühesser. Frühesser werden in Keitum gut bedient. Nicht nur durch die durchgehenden Helden Amici und Butcherei und das durchgehend geöffnete Hoog im Hotel Severins. Es gibt noch weitere Player auf der kulinarischen Karte. Sehr charmant stellt sich die kleine Küchenkate dar. Detlef und Heike kochen und servieren hier, was sich der Sylturlauber wünscht, Garnelen, Heringe und Wiener Schnitzel, auch Steaks von den Rindern der Keitumer Wiesen. Alles fein und ohne viel Chi-Chi preiswert auf die hübschen Teller gebracht. Auch hier ist durchgehend geöffnet, und es besteht die Möglichkeit, bei schönem Wetter auf der wattnahen Terrasse zu sitzen.
19.00 Uhr:
Sollte heute ein großes Dinner auf dem Plan stehen, empfehlen sich neben den großen Namen (Amici, Butcherei, Hoog im Severins und Köcken im Benen Diken Hof) auch einige, die man vielleicht bisher nicht so auf dem Plan hat.
Vornehm, professionell und souverän wird im Tippgen im Hotel Severrin Fine Dining serviert. Große Küche im vermutlich elegantesten Ambiente Keitums.
Die Gäste des Arnhoog werden eingeladen, ihr Dinner im Fährhaus Munkmarsch einzunehmen. Das ist zwar nicht in Keitum, aber einerseits im nur wenige Minuten entfernten Munkmarsch, zum anderen gehört das Fährhaus den selben Besitzern , wie das Arnhoog. Das Fährhaus zählt zu den besten Adressen der Insel und ist eine Empfehlung für ein sehr gutes Dinner.
20.00 Uhr:
Das neueste Lieblingskind der Insel findet sich ebenfalls in Keitum. In den ehemaligen Leysiffer-Räumen, direkt am Kreisverkehr am Ortseingang, residierte neuerdings das Restaurant Brot und Bier von Alexandro Pape, der gleichzeitig der Küchendirektor des Fährhaus Munkmarsch ist. Dieser gastronomische Tausendsassa, der auch noch eine Salzmanufaktur und eine Pasta-Produktion in List betreibt, hat die Sehnsucht deutscher Gäste auf dem Punkt getroffen und befriedigt. Er macht in seinem Restaurant die besten Butterbrote der Nation und braut ein gutes, süffiges Bier dazu. Das Konzept von Brot und Bier ist so überzeugend, dass ich es hier in eat-drink-think als „Neues Restaurantkonzept“ schon vorgestellt habe.
Sehr urig ist der Salon 1900. Viele kennen zwar den Namen von der Werbung auf der Kutsche, die tagtäglich ihre Touristenrunden über die Insel dreht, kennen jedoch das Lokal nicht. Der Salon ist ein grundehrliches Lokal. What you see is what you get. Alles, was sich auf der Speisekarte findet, kann bedenkenlos bestellt werden. Die leicht verschnörkelte Inneneinrichtung lässt auf ein weiteres Relikt aus alten Zeiten stoßen: auf den „Danz op de Deel“. Diese Institution mit Dorfdisco zu übersetzen wäre vielleicht etwas despektierlich, trifft es aber ganz gut. Nach dem Essen kann bis zur späten Stunde dort bei Disco- und Schlagermusik abgezappelt werden.
22.00 Uhr:
Ein wunderbarer Urlaubstag geht zu Ende. Ein letzter Absacker an der Hotelbar oder ein Schlummertrunk in den dafür prädestinierten Lokalen sollten ein adäquater Abschluss sein.
Pius Weinbar ist mit Sicherheit die richtige Adresse für solch ein Unterfangen. Der Wirt, Pius Regli, ist jener weinaffine Gastgeber, dem auch das weltberühmte Manne Pahl in Kampen gehört, und er hat ein extrem gutes Händchen für Personal, Wein und Speisen -auch wenn die Speisen in seiner Weinbar nur eine untergeordnete Rolle spielen sollen. Das Essen ist lecker und passend. Der Service ist freundlich und die Weine sind gut ausgesucht. Der richtige Platz um den Abend ausklingen zu lassen.
Neu auf der Insel ist die Reblaus. Der Name, der auf der Insel ein wenig befremdlich wirkt, weißt auf jeden Fall darauf hin, worum es hier geht. Der Inhaber ist ein renommierter Weinhändler, und das ist auch gut so. Neben der Garantie für gute Weine bürgt auch er für gute und originelle Weinbegleitung. So ist es in der Reblaus noch bis kurz vor Mitternacht möglich, neben anderen Schmankerln ein sehr schmackhaftes Käsefondue zu schlemmen. Dieses mit einem Kirschwasser heruntergespült, dürfte die richtige Bettschwere erzeugen, um sich selig in eins der Keitumer Kissen fallen zu lassen und einem weitern genussvollen Tag entgegen zu träumen.
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Hallo liebe Cornelia.
Mein Bericht ist die Summe aus vielen Jahren Besuche in Keitum und ich bedanke mich für den Hinweis. Ich habe die beiden Textstellen aktualisiert und freue mich wirklich bald wieder in Nielsens Kaffeegarten frühstücken zu können. Von Fisch Fiete hört man ja auch wieder Lebenszeichen, nachdem der 2/3 Wohnraumenteignungs Paragraph gekippt wurde. Haben Sie da neuigkeiten? Ich krieg ja bei uns in Tinnum nicht so viel mit von der Keitumer Ortspolitik.
Sehr geehrter Herr Bos, wie lange ist es her, dass Sie in Keitum waren? Zwei Jahre, drei Jahre? Solange ist Fisch-Fiete (und das dazugehörige Bistro) schon geschlossen. Nielsens Kaffeegarten ist seit diesem Sommer wieder geöffnet. Also, kommen Sie doch mal wieder nach Keitum! Schöne Grüße Cornelia Kamp (ich wohne in Keitum)