Wenn es um die Produkte von McDonald’s geht, winken viele Leute schon ab. Nein, damit habe man sich schon so oft befasst, das sei kein Thema mehr. Ich bin nicht dieser Meinung. Es geht bei wichtigen kulinarischen Problemen nicht um Themen, die gerade „in“ sind, und die man einmal abhandelt und dann zur Seite legt. Die Bedeutung der größten Fast-Food-Kette der Welt wird nicht geringer, und die Generationen, die durch überwürzte industrielle Nahrung in ihrem Geschmack manipuliert und schließlich mehr oder weniger abhängig werden, werden immer mehr. Darauf hat kürzlich in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung auch Alain Ducasse noch einmal verwiesen. Man sollte sich regelmäßig mit dem Thema befassen und vor allem immer wieder auch neue Produkte überprüfen. Die Werbung der Firma verspricht nur Bestes, da muss einfach interessieren, wie es mit der Realität aussieht.
Vegan TS: McDonald’s auf dem Weg zur Kunstnahrung
Ich habe immer wieder geschrieben und gesagt, dass es eigentlich konsequent wäre, wenn man bei McDonald’s auf künstliches Fleisch umsteigt. Für ein Fleisch, dessen Qualität man wegen viel zu viel Würze und übertünchender Saucen ohnehin nicht als solches identifizieren kann, sollte kein Tier getötet werden. Das macht einfach keinen Sinn. Es ist heutzutage keinerlei Problem, eine fleischähnliche Masse mit künstlichen Aromen so zu würzen, dass jeder Esser das Produkt für Fleisch hält. Die vielen vegetarisch-veganen Produkte der Industrie mit Fleischgeschmack sind ein dauernder Beweis dafür, dass das funktioniert.
Beim Vegan TS hat man den zuerst den Eindruck, als hätte man bei McDonald’s aus solchen kritischen Überlegungen Konsequenzen gezogen. Der Burger schmeckt nicht wirklich nach Fleisch. Er hat zwar einige Röstnoten, die aber nicht unbedingt konkret an Fleisch denken lassen. Was sie allerdings verursachen, ist eine weitgehende Denaturierung des Inhaltes, der aus einem undefinierbaren Mix von Körnern etc. besteht. Der Geschmack wirkt künstlich, weil er weder auf irgendein spezifisches Produkt zurückzuführen ist, noch der Mix nach einem natürlichen Produkt schmeckt. Außerdem ist der Geschmack schlecht bis unangenehm, was möglicherweise an zu starken Röstnoten beim Braten liegt. Ein Hauch von orientalischer Würze irgendwo im Hintergrund macht ebenfalls keinen besonderen Effekt. Der ganze Hamburger schmeckt wegen der knappen Beilagen außerdem trocken. Unter dem veganen Burger ist keinerlei Sauce, der Salat, etwas Tomate und Ketchup obenauf sorgen nicht für Saftigkeit. Zwei trockene Brothälften und ein trockener Burger sind einfach zu viel Trockenheit.
Insgesamt wirkt der neue Vegan TS auf mich hochgradig unausgereift bzw. in der Herstellung noch bei weitem nicht genügend optimiert.
The Signature Collection/Fresh Classic: Immerhin etwas, aber mit einer entscheidenden Schwäche
Mit den Burgern der Signature Collection will man selbstverständlich im Markt der immer besser werdenden Angebote diverser größerer und kleinerer Hamburger-Manufakturen mitmischen. Wenn es an jeder Ecke bessere Hamburger als bei McDonald’s gibt, ist das natürlich für einen Weltkonzern kein Zustand. Und tatsächlich: wer ansonsten die eher einfachen Burger isst und keinen Kult aus den Unterschieden von einfachen zu Big-Macs macht, wird beim Fresh Classic erst einmal überrascht sein. Der üppige Burger sieht aus wie ein besseres Exemplar und riecht auch erst einmal nicht schlecht. Basis sind 220 gr. „saftiges Beef“, dazu gibt es Irish Cheddar Cheese, Bacon, Salat, rote Zwiebeln und zweierlei Saucen – eine Sandwich-Sauce auf der einen Seite und eine „Wild Mustard Sauce“ auf der anderen Seite. Und weil sich hier das Ausmaß an Künstlichkeit in Grenzen hält und die Proportionen der Dinge zwischen den Buns einigermaßen stimmig ist, ist der erste Eindruck ein vergleichsweise natürlicher.
Der große Schwachpunkt ist das Fleisch, das eben nicht „saftiges Beef“ sondern sehr, sehr trockenes Beef ist und nur im Zusammenhang weiter nicht auffällt. Es ist unklar, ob man es darauf anlegt, dass die Gäste das Fleisch nie pur probieren, sondern immer einen Mix aus Gemüse, Bacon, Käse, Brot und Saucen essen. Pur ist das Fleisch zwar ohne unangenehme Nebennoten, aber eben auch ohne all das, was ein gutes Burger-Fleisch angenehm machen könnte. Die Frage ist natürlich, ob die Herstellung (die bei McDonald’s natürlich komplett genormt ist und in einem kleinen Heftchen in allen Details jedem Mitarbeiter ausgehändigt wird) in der Praxis dann eben doch Schwächen hat und ein korrekt gegarter Musterburger deutlich besser wäre. Aber – die Frage ist müßig. Was zählt, ist das, was verkauft wird, und mir ist das verkauft worden, was die Fotos zeigen.
Hallo Herr Dollase, ich haben den letzte MC Donalds Bürger (Big Mac) 1988 gegessen, eben weil das Patty zu dünn und deshalb meines Erachtens zwangsläufig zu trocken ist. Außerdem behaupte ich, daß die Bürger von Bürger King genau deshalb um Längen besser sind. Eben weil sie dicker und deshalb saftiger und auch geschmackvolle sind. Allerdings gebe ich zu, daß Bürger mich nicht wirklich glücklich machen. Die Konstruktion dieses Produkts erlaubt es nicht, daß man es zivilisiert essen kann, weil es unvermeidbar ist zu kleckern.