Dem einfallsreichen Koch macht natürlich auch eine Krise nichts aus – im Gegenteil: zurückgeworfen auf rudimentäre Zutaten und Ressourcen blüht er erst richtig auf. Hier kann er endlich einmal zeigen, dass er nicht nur in der Lage ist, auf jeder einsamen Insel und mit jeder Art von altertümlichem Küchengerät zu kochen, sondern auch mit Notkonserven, die er üblicherweise nicht eines einzelnen Blickes würdigt. Ich bin die Sache also angegangen und präsentiere hier eine Version mit dem Dosenessen schlechthin, das es mittlerweile nur noch auffällig wenig in den Supermärkten gibt und das wegen seines – sagen wir: grundlegend produktfernen Geschmacks bei Feinschmeckern einen verheerenden Ruf genießt: die ganz einfachen Ravioli mit Tomatensauce aus dem Hause Maggi.
Eine kleine Anekdote dazu. Ich hatte vor etlichen Jahren einmal mit der Degustation, Diskussion und Konzeption von Fertiggerichten zu tun. Dabei habe ich u.a. den Vorschlag gemacht, Fertiggerichte als Basis zu verstehen und auf der Packung Hinweise zu geben, wie man mit welchen frischen Zutaten die Sensorik der Gerichte erheblich verbessern kann. Ich habe dann für diverse Gerichte-Sets entwickelt, und wir haben diese Erweiterungen probiert. Dabei war dann nach einhelliger Meinung des Verkostungs-Panels die Wirkung so gut, dass sie schon wieder kontraproduktiv war. Das eigentliche Fertiggericht, das ja schließlich ein „fertiges“ Gericht sein soll, wurde sozusagen zu einer Folie, zu einem Grundbestandteil degradiert und verlor quasi an eigenem Wert. Die Befürchtung war, dass das klassische Fertiggericht durch solche Konzepte an Image verliert… Das konnte ich natürlich nachvollziehen.
Wie dem auch sei: Man kann tatsächlich absolut jedes Fertiggericht erheblich verbessern, und zwar auch ohne große küchentechnische Fertigkeiten. Speziell dann, wenn man sich an einer guten sensorischen Vielfalt orientiert, können die Ergebnisse durchaus ansprechend sein. Bei den „Gepimpten Maggi-Ravioli“ habe ich einfachste Zutaten mit solchen kombiniert, für die man einen Hauch von Aufwand braucht. Es lohnt sich aber in jedem Falle – genau so, wie die Verwendung von guten Produkten. Wenn ich also ein paar Produkte aus der besseren Abteilung verwendet habe, ist das ein Vorschlag für Leute, die so etwas häufiger im Hause haben. Man kann ein ähnliches Ergebnis auch mit ganz einfachen, nicht kostspieligen Produkten erreichen.
Hier das Rezept:
Gepimpte Maggi-Ravioli
Zutaten für eine Dose Maggi-Ravioli mit der klassischen Tomatensauce, die Portion reicht für zwei Personen
Grundzubereitung
Den Doseninhalt langsam erwärmen. Mit 3 EL Sahne, 1 EL eines leichten Balsam-Fruchtessigs (o.Ä., ich habe Gegenbauer-Balsam-Essig verwendet), 2 TL hellem Dashi und 1 gestr. EL Tomatenmark anreichern.
Variation 1:
3 Ravioli auf dem Teller mit frisch geriebenem Parmesan und leicht angerösteten Pinienkernen bestreuen
Variation 2:
3 Ravioli mit Stückchen von Parmesankrusten, Oliven und Tomatenwürfeln belegen.
Für die Parmesankrusten eine dünne Schicht geriebenen Parmesan in einer feuerfesten Form verteilen. Unter maximaler Oberhitze schmelzen und leicht kolorieren lassen. Abkühlen.
Variation 3:
3 Ravioli mit Bröseln von geröstetem Toastbrot und provencalischen Kräutern bestreuen.
Für das geröstete Toastbrot ungesalzene Butter in einer Teflon-Pfanne schmelzen lassen. Toastscheibe(n) einlegen und beidseitig nicht zu stark bräunen.
Tramezzini mit pürierten Ravioli, Tomatenconcassée und getrocknetem Speck
Ein rechteckiges Stück von einer leicht in Butter gerösteten Toastscheibe (s.oben) zuerst mit pürierter Raviolimasse, dann mit leicht gesalzenem Tomatenconcassée belegen. Den Abschluss bilden geröstete Stücke von dünnen Bauchspeckscheiben
Alles mit dünnen Streifen Basilikum bestreuen. Selbstverständlich sind auch andere Varianten denkbar.
Verfeinerte Nostalgie pur ! Mir fällt noch EVST-Fleisch im eigenen Saft ein; mit weißen Bohnen aus der Dose und Tomatenmark machte mein Vater (*1928) daraus Eintopf, Petersilie krönte ihn, war lecker. Es gab ja auch einmal ein ALDI-Kochbuch; an sich richtig. Mir kommt es doch manchmal irgendwie auch merkwürdig vor, wenn sich Schreibende über weniger gute Grundprodukte in Restaurants aufregen; wir vergessen dabei vielleicht doch (zu) schnell, dass vielleicht auch Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen mal interessanter essen gehen wollen ohne für die frisch aus Japan eingeflogenen Seeigel Geld zu haben……Tja.
absolut okay, vor allem bei Coronahamstervorrat,
Hier meine Variante:
Dose durch ein Sieb in den Kochtopf abtropfen lassen, den Saft mit kleingeschnittenen Tomaten auf kochen , bis die Tomaten breiig sind, mit Rinderfond auffüllen , mit Salz und Pfeffer abschmecken Ravioli darin erwärmen, dann in einen tiefen Teller füllen, mit frisch geriebenem Parmesan oder Pecorino bestreuen und mit frischem Basilikum dekorieren……
Ich habe hier noch nie kommentiert, aber jetzt geht es mir über die Hutschnur. Wie wäre es statt dieses Artikels mit einigen Ideen, was man mit einfachen Mitteln aus dem Vorrat kochen kann? Wäre langfristig bestimmt nützlicher. Und wer Maggi-Dosen kauft, liest hier wohl sowieso eher nicht.
Liebe Susanne,
die Sache mit den einfachen, aber in jeder Beziehung guten und sinnvollen Rezepten habe ich längst ausführlich gemacht. Sie finden solche Rezepte in meinem Buch „Pur, Präzise,Sinnlich“, zum Beispiel die Tomatensuppe ohne weitere Zutaten (eine sehr trickreiche Sache) plus „8 Köstlichkeiten“. Das kann jeder realisieren. – Hier geht es aber um etwas anderes, nämlich um die Massen von Leuten, die sich mit Konserven eindecken. In unserer Gegend (ich wohne nahe an Heinsberg) muss so gut wie jeder Haushalt ein paar von den Dosen zu Hause haben. Da habe ich dann – durchaus mit einem kleinen Schmunzeln – Hand angelegt.