Folge 4: ZARIHS, Bodegas Borsao
Eigentlich gehört der ZARIHS (Shiraz rückwärts…) nicht unbedingt in diese Reihe, weil ich ihn durchaus für „politisch korrekt“ halte. Dass er trotzdem hier vorkommt liegt eher daran, dass es eine beträchtliche Zahl von Leuten gibt, die einen sortenreinen Shiraz auf keinen Fall für politisch korrekt halten und als für seriöse Weintrinker einfach nicht satisfaktionsfähig.
Ich war zum Beispiel einmal mit einem Weinliebhaber zusammen in einem sehr guten Restaurant. Da er wusste, dass ich auf die Verbindung „Wein und Speisen“ spezialisiert bin (so auch der Name meiner Serie im „Fine Wine Magazine“), überließ er mir die Getränkeauswahl zum Menü. Ich wählte für einen Gang einen mir bekannten, guten Shiraz und musste diese Wahl gegen seinen Protest kulinarisch begründen. Er möge doch bitte warten, wie der Wein zum Essen schmeckt, habe ich ihm damals gesagt. Der Akkord hat ihn dann wenigstens einigermaßen beruhigt, wobei er nicht versäumte darauf hinzuweisen, dass man den Wein schließlich auch schon vor dem Gericht und zwischendurch und hinterher trinke und dass deshalb ein sortenreiner Shiraz einfach ein Unding sei.
Er hat ja einerseits recht. Die enorme Fruchtigkeit der Shiraz-Traube verführt Erzeuger und Handel natürlich oft zu einer Art kommerziellen Oberflächlichkeit. Die Nase sagt: „Da ist etwas“, und schon schmeckt der Gaumen nicht mehr genau hin. Und wenn dann der Wein auch noch einen strammen Alkoholgehalt hat, suggeriert das schnell Substanz und Qualität – zumindest für nicht so genau hinschmeckende Trinker, denen vielleicht bei einem Bordeaux oder einem Burgunder unterer bis mittlerer Preisklasse „einfach zu wenig im Glas“ ist. Mit dem schnellen Oberflächenglanz eines Shiraz kann man dann auch beruhigt in Discounter-Preisklassen vordringen und Weine anbieten, die für jene Weinfreunde, die sich mit Begeisterung in allerunterste Preisklassen vorarbeiten, attraktiv sind.
Der ZARIHS aber ist anders. Er stammt von den Bodegas Borsao aus dem Anbaugebiet Campo de Borja (nordwestlich von Saragossa) und von 30 – 50 Jahre alten Rebstöcken, die in einer Höhe von 500 – 700 Metern wachsen. Und weil man einen richtig guten Shiraz machen wollte, hat man mit Chris Ringland einen Weinmacher mit der Herstellung beauftragt, der in Australien zu den Größen seines Faches zählt und im übrigen von dort her eine profunde Shiraz-Erfahrung mitbringt. Das Ergebnis ist ein exzellenter Wein, der außerdem für mich zu den besten Weinen dieser Preisklasse (unter 20 Euro) gehört. Er hat bei Ringland/Borsao sozusagen in allen Teilen gewonnen. Seine Frucht ist nicht banal, sondern tiefgründig, er hat Terroir, er hat gut eingebundenes Holz usw. usf. Er macht einfach Spaß, weil man das Gefühl hat, sich mit ihm seriös zu amüsieren und dabei die Kasse zu schonen. Und wenn man dann auch noch den Rat befolgt, den Wein deutlich vor seinem Einsatz zu dekantieren (mein Händler sagt: 24 Stunden), schafft die Luft auch noch weitere aromatische Register und man kommt langsam aber sicher in die Region großer Rotweine.
Man sollte sich in jedem Falle von diesem exzellenten Wein eine Probe gönnen. Beinahe hätte ich jetzt meine Quelle verraten, wo ich ihn für 15 Euro bekomme. Aber – werfen Sie im Netz einmal einen Blick in die Runde und Sie werden ihn oder ähnliche Preise finden.
Eigentlich ist der ZARIHS so was von politisch korrekt….
Herr Dollase, haben Sie herzlichen Dank für dieses Portrait.
Ich habe den Wein kürzlich bestellt und gestern gekostet ( übrigens für 14,50€ 😉 ). Ich stimme Ihnen zu, dieser Shiraz hebt sich durchaus
von seinen Rebgeschwistern ab. Ich bin gespannt wie sich der Jahrgang im Keller entwickelt und werde in 4-5 Jahren
die Nächste Flasche öffnen. Mal sehen, was dann aus dem „Baby“ geworden ist, denn momentan kommt er noch mit ungestümer
Jugend ins Glas.
Genussvolle Grüße auch an Marie