Es ist wieder kalt draußen, während ich hier an meinem Computer sitze und diese Zeilen verfasse. Zwar war es in diesem Jahr schon einmal sonnig und wirklich angenehm, so ist der Winter doch noch mal zu einer letzten Pracht zurückgekommen, mit Frost in der Nacht und Graden im einstelligen Bereich. Das erinnert mich an das vergangene Jahr. Es wird mir wahrscheinlich für immer in Erinnerung bleiben, dass es beim Aufbau der ProWein 2018 geschneit hat. Ein Jahr ist das jetzt ziemlich genau her. Schon wieder ist die Zeit so schnell vergangen. Wir hatten uns doch vorgenommen einen Gang herunter zu schalten, es uns gemütlich zu machen. Wir wollten die Faust voller Sand etwas fester zusammendrücken, dafür sorgen, dass wir die Augenblicke mehr genießen. Die letzten Funken lösen sich von meiner Wunderkerze, die ich auf dem Balkon eines guten Freundes entzündet hatte, um in das neue Jahr zu starten. Die letzten Blitze und Sterne schießen in die verheißungsvolle Nacht, bevor sich die Dunkelheit wieder um sie legt. Und nun sind wir wieder hier, haben März und der Frühling klopft langsam an die Türe.
Mit dieser Zeit verbinde ich noch eine weitere ganz wunderbare Erinnerung. Vor ungefähr einem Jahr habe ich damit begonnen diese Kolumne für Sie zu verfassen. Wobei ich zugeben muss, dass ich sie nicht nur für Sie verfasst habe, sondern oftmals auch ein Stück weit für mich selbst. Ich habe meine Kolumnen samt Fotografien ausgedruckt vor mir liegen und kann sagen, dass ich im Großen und Ganzen stolz auf das bin, was ich geleistet habe.
Würde mein derzeitiger Zustand und meine Zukunft durch eine Tarotkarte bestimmt, so wäre es sicher ohne Zweifel der „Ritter der Kelche“. Ich habe einen langen Weg hinter mir, kann in Gänze glücklich und zufrieden auf das zurückblicken was ich geleistet habe. Der Ritter auf dem gezeichneten Bild hat geflügeltes Schuhwerk und ebenso Flügel an seinem Helm, was in vielerlei Hinsicht an Hermes, den griechischen Götterboten erinnert. Man sagt ihm nach, dass er eine Botschaft der Gefühle überbringen will, eine Botschaft, die die Seele berührt. Und genau das war vielleicht der Ansatz meiner Reise. Ich wollte Ihnen ein paar Geschichten erzählen, Anekdoten aus dem Leben und sie nicht mit Zahlen und blanken Fakten langweilen. Manchmal ist eine Geschichte eben nur eine Geschichte. Und ein Drink nur etwas Leckeres im Glas. Ob es mir gelungen ist den Kelch, den der Ritter so zielstrebig und idealistisch trägt, jedes Mal mit der reinen Wahrheit und Erkenntnis zu füllen, diese Botschaften der Seele zu überbringen?
Das, liebe Leserinnen und Leser, vermögen letztendlich nur Sie zu entscheiden. Ich kann an dieser Stelle nur sagen, dass es mir irrsinnig viel Spaß gemacht hat. Und wenn wir schon an diesem Punkt sind.
Hätten Sie Lust auf einen letzten gemeinsamen Drink?
Für unseren Drink brauchen wir einen schönen Cocktailshaker. Wir geben 4 l Rye, 3cl Port, 1 cl Limettensaft, ½ cl Zitronensaft, sowie 1 Dash Angostura Bitters und einen Barlöffel Eiweißpulver in diesen und geben die Spirale unseres Hawthorne Strainers dazu. Dann unterziehen wir dem Ganzen einen ordentlichen und kräftigen Dry Shake. Wenn alles schön schaumig ist, entnehmen wir die Spirale, geben eine Handvoll Eiswürfel in den Shaker und schütteln noch einmal kräftig, was das Zeug hält. Anschließend wird der Drink mit dem wieder zusammengesetzten Strainer in einen vorgekühlten Kelch gegeben.
Während wir unseren Drink so in der Hand halten, werde ich doch etwas wehmütig. Wenn man etwas so lange und so regelmäßig macht, dann wird es irgendwann ein Teil von einem. Ich lehne mich zurück und werfe noch einen Blick auf die Karte, die vor mir liegt, zwischen all meinen fotografierten Gläsern und auf Schmierpapier notierten Rezepten. Schließlich kündigt der Ritter auch ein Ende an, das Ende eines gewissen Weges, bei dem es aber ganz und gar nicht ausgeschlossen ist, dass er irgendwann und irgendwie womöglich weitergeht.
Die Wege, die ich bisher gegangen bin, waren nie befestigte Straßen. Es war keine gute deutsche Straße, schnurgerade, asphaltiert und mit nagelneuen Fahrbahnmarkierungen. Wie ich in meiner allerersten Kolumne erwähnt habe, hätte ich vor einigen Jahren nicht geglaubt, dass wir einmal zusammenkommen. Die meisten Wege sind nicht mehr als ein wenig Schotter in der Ödnis, nicht viel mehr als Trampelpfade durch ein längst vergessenes Dickicht. Manchmal sind sie so schwach, dass wir sie nicht mal mehr mit Sicherheit erkennen können. Wenn es so weit ist, dann merken wir es zumeist und können in uns kehren, uns umdrehen und bestaunen, welchen Weg wir bereits zurückgelegt haben.
Und wer weiß schon. Wenn ein Weg zu Ende geht, vielleicht tut sich ja ein neuer auf?
In diesem Sinne…
Auf ihr Wohl,
der Heilige Helge
Zutaten bei BOS FOOD zu bestellen: 4 cl Millstone Rye Whisky (Art. Nr. 41893) • 3 cl Six Grapes Portwein (Art. Nr. 27166) • 1 cl Limettensaft (frisch gepresst oder Art. Nr. 26327) • ½ cl Zitronensaft (frisch gepresst oder Art. Nr. 29683) • 1 Dash Angostura Bitters (Art. Nr. 10087) • 1 BL Eiweißpulver (Art. Nr. 22452)