Das Leben steckt voller Gegensätze.
Das kann sich in vielerlei Hinsicht offenbaren. Die Reparaturen, die am VW-Bus anfallen, im Gegensatz zu meinem Kontostand. Oder die Größe eines Päckchens Kaffeesahne, das man mit zu kurzen Fingernägeln versucht aufzufriemeln, nachdem die zum Öffnen vorhandene Aluminiumlasche abgerissen ist, gegensätzlich zur unglaublichen Menge, die sich in selbigem Behältnis befindet, bevor sich anschließend alles auf unserem Hemd ergießt. Na, Sie wissen schon. Vielleicht hat das Ganze auch mit Wahrheit und gefühlter Wahrheit zu tun. Die Temperatur zum Beispiel, die im Sommer immer zu hoch und im Winter immer zu niedrig ist. Oder wenn sie sagte, dass man sich nichts zum Jahrestag schenken würde und der Gesichtsausdruck, wenn man am Ende wirklich ohne Geschenk dasteht. Interessanter wird das Ganze aber im Hinblick auf unser menschliches Miteinander. Auch hier ist die Welt voller gegensätzlicher Geschmäcker, Wahrheiten, die auf verschiedene Weisen interpretiert werden, oder unterschiedlicher Ansichten der Dinge. Ich erinnere mich an genussfeindliche Gäste, die ihr Omelette nur aus Eiweiß und ohne Fett zubereitet haben wollten, denke an Gemüsesuppen, die ich ohne Salz und Gewürze zubereiten musste. Und dann noch an den Herrn, der nach den 250 g Imperial Kaviar in der Vorspeise einen ganzen Hummer Thermidor zusammen mit einem Glas Chablis Les Clos schnabuliert hat. Barfuß oder Lackschuh, alles oder nichts.
Wir lernen mit diesen Gegensätzen und Umständen zu leben. Oft ist es ein schwieriges Unterfangen, doch gelingt es uns in den meisten Fällen. Ein Spagat zwischen den Ansichten – ein Diskofox der Diversität.
Im Kleinen kann ich das Ganze auch zuhause beobachten. Meine Freundin und ich sind hingebungsvolle Genussmenschen. Es ist unser größtes Hobby, uns mit Produkten und Rezepten auseinanderzusetzen, wir sind immer auf der Suche nach neuen Impulsen und spannenden Geschichten der Produzenten. Wir essen und trinken ganz gerne – ich glaube, ich erwähnte es an der ein oder anderen Stelle bereits. Die Butterstube, das Schinkenhäuschen, das „Home of the Booze“, um nur einige Namen unseres behaglichen Heimes, unseres Glückslabors zu nennen.
Auch wenn in diesem Bereich im Großen und Ganzen Konsens herrscht, gibt es natürlich Themengebiete, in denen die Meinungen weit auseinanderklaffen. Während meine Partnerin seit der Grundschulzeit auf den Konsum von Fleisch verzichtet, wandle ich gerne im elsässischen Himmel der Pasteten – und bin mir dabei völlig sicher, dass der Weg zum Paradies mit Pasteten, Terrinen, Galantinen und Ballotinen gepflastert ist.
Während sie sich gerne ihrer Liebe zu französischer Patisseriekunst hingibt, brauche ich zu meinem Baguette nur noch etwas Normandiebutter und für einen Moment scheint sich im Leben alles in die richtigen Bahnen zu fügen.
In der Getränkeabteilung geht es ähnlich weiter. Während für sie der Champagner das Lebenswasser ist, schlägt mein Herz für Spirituosen und die Cocktailvielfalt. Ihre unbestrittene Stärke ist der Wein, wohingegen ich mich sehr für das Bier kleiner Brauereien interessiere. Ihre Blutgruppe ist Shiraz, wie sie immer behauptet. Rhesusfaktur Walker Bay. Und ich trinke Whisky, vorzugsweise Rye, wenn wir Essen sind oder eine Bar besuchen. Immer dann, wenn ich traurig bin und einen Drink brauche – oder glücklich und einen möchte.
Natürlich trinke ich gerne mal einen Shiraz und sie probiert sich auch einmal durch meine Rye Sammlung, denn das Leben ist kein gesetztes Dinner, keine Veranstaltung, bei der man im Vorhinein einen Haken setzen muss, bei Rumpsteak oder Seezungenröllchen. Das Leben ist vielmehr ein Flying Buffet, bei dem die weiß gekleideten Kellner die Horsd’œuvre, die sich Erlebnisse nennen, immer wieder auf großen Tableaus vorbeischleppen. Wir müssen uns zum Glück nicht entscheiden. Auch wenn das Beeftatar und der New York Cheesecake ziemlich gegensätzlich zu sein scheinen, stört es uns nicht, nach dem Kuchen noch einmal zu den Vorspeisen zu hopsen. Warum auch nicht, das Leben ist zu kurz für Prinzipien. Manchmal sind die Gegensätze gar nicht so gegensätzlich und das, was so weit von einander entfernt scheint, kann eine wunderbare Symbiose ergeben.
Der „He Goes She Goes“ scheint der Inbegriff eines Gegensatzes zu sein. Angelehnt an den klassischen „New York Sour“, lassen wir diese Woche Welten kollidieren. Wir brauchen 6 cl eines schönen Rye-Whiskeys und geben diesen mit 2,5 cl Vanillesirup, 3 cl Zitronensaft und einem Dash Angostura Bitters in einen Cobblershaker mit Eis. Das Ganze wird kräftig geshaked und anschließend in einen Tumbler mit Eiswürfeln abgeseiht. Über die Rückseite des Barlöffels geben wir 1,5 cl unseres Shiraz, der sich aufgrund der unterschiedlichen Viskosität der Flüssigkeiten oben absetzt und nur ein wenig verläuft.
Und auch heute kann ich wieder die magischen Worte aussprechen. Lehnen Sie sich zurück und lassen Sie sich diesen Drink auf der Zunge zergehen. Manche Ufer sind gar nicht soweit voneinander entfernt, manche Gräben gar nicht so tief wie man glaubt. Denken Sie an den Diskofox. Nicht an den, der zu Jermaine Jackson getanzt wird, sondern der sprichwörtliche, den Diskofox der Diversität. Manchmal sind es die Gegensätze, verschiedene Ansichten, andere Vorlieben, die das Leben so spannend machen, manchmal ein fescher Tanz auf dem Parkett. Ist das nicht wunderbar?
In diesem Sinne,
Der heilige Helge
Zutaten bei BOS FOOD zu bestellen: 6 cl Rye Whisky Zuidam Millstone (Art. Nr. 41893) • 2,5 cl Monin Vanille Sirup (Art. Nr. 13135) • 3 cl Zitronensaft (frisch gepresst oder Art. Nr. 29683) • 1 Dash Angostura Bitters (Art. Nr. 10087) • 2 cl 2013 Luddite Shiraz (Art. Nr. 49611)