Vorbemerkung: Im ersten Moment könnte es widersinnig erscheinen, dass ich mich in der Sparte „Gourmet-Watch“ ausgerechnet mit McDonalds befasse. Ich weiß, das gerade viele Freunde des guten Essens dazu neigen, bei diesem Thema abzuwinken – immer ein wenig nach dem Motto: es hat ja sowieso keinen Zweck, lass die ihr Ding machen, wir machen unseres. Ich möchte davor warnen, zu kurz zu denken. Je mehr Erfolg die Protagonisten überwürzter industrieller Geschmacksbilder haben, je mehr Leute sie daran gewöhnen, so zu essen, wie sie sich das vorstellen, desto größere Probleme wird jeder bekommen, der gute Produkte mit einem unverfälschten Produktgeschmack will, der die Sinne des Menschen für Kulinarisches öffnen und nicht die Geschmackspapillen verkleistern will. Aus diesem Grund sollte man sich auch ansehen, welchen Irrsinn die Werbestrategen dieses Mal betreiben.
Trick 1: Man redet über Dinge, die gar nichts mit dem Kernproblem zu tun haben.
McDonalds stellt gerne die Qualität ihrer verwendeten Produkte in den Mittelpunkt. Dabei kommt es dann zu Aussagen wie der, dass das Rindfleisch zum größten Teil aus Deutschland stammt, oder die Chicken McNuggets aus purem Brustfleisch sind. Abgesehen davon, dass solche Informationen wenig über die tatsächliche Qualität des Fleisches aussagen, ist die ganze Produktqualität-Diskussion ein Nebenweg, der eher vernebelt, als erhellt. Das eigentliche Problem der Kette ist die Erzeugung von überwürzten, „kräftigen“ Geschmacksbildern und die Gewöhnung an sie. Natürlich ist eine solche Gewöhnung im Sinne der Firma, und natürlich hat sie den Nebeneffekt, dass nicht überwürzte Formen von Ernährung dagegen matt schmecken können. Wer sich an die volle „Dröhnung“ gewöhnt hat, braucht sie immer wieder. Sieht man die Bemühungen um junge bis sehr junge Kunden unter diesem Aspekt, fragt man sich unweigerlich, ob genau diese Gewöhnung das eigentlich Konzept der Firma ist. Kulinarisch (vor allem sensorisch) gesehen, sind fast alle Produkte grob fehlerhaft und eigentlich sinnlos. Sinnlos ist es z.B., wenn die Gewürzmengen die Wahrnehmung des verwendeten Fleisches quasi unmöglich machen. Da könnte man auch Analog-Fleisch benutzen. Sensorisch gesehen ist und bleibt ein Hamburger mit zwei „Griffschalen“ aus Brot ohnehin eine Fehlkonstruktion.
Trick 2: Man verlässt den Bereich sachlicher Argumente
Vollends aus den selbstreferentiellen Zirkeln der Werbeagenturen kommt die Idee, Zweifler und kritische Argumente lächerlich zu machen. „Küssen macht schwanger“ heißt es in der Werbung, Untertitel „Glaub nicht alles, was man dir erzählt!“ (also keine Kritik an McDonalds…). Als Beleg wird – ohne Quellenangabe – behauptet, irgendwo hätte man kritisiert, es gäbe im Filet-o-Fish keinen Fisch, und in den Pommes seien Holz und Sägespäne. Unabhängig davon, dass das Studium der Zutatenliste vieler McDonalds-Produkte in ernüchternder Weise die Mechanismen industrieller Nahrungsmittelerzeugung zeigt, bei dem viel mit Aromastoffen, Stabilisatoren usw. usf. gearbeitet wird, geht es hier in eine andere Form der Kommunikation, bei der nicht mehr über die Sache geredet wird, sondern mögliche Gegner direkt attackiert werden. Die negativen zivilisatorischen Auswirkungen dieser Art der Ernährung wird man nicht vom Tisch wischen können. Man sollte aktuell zum Beispiel auch erkennen, dass selbst die Verwendung von Bio-Fleisch dieses Problem nicht löst. Und weil man nicht erwarten darf, dass McDonalds eines Tages zu einem sinnvolleren Konzept findet, sollte man sich auch nicht aus den Diskussionen entfernen und das Feld räumen.