Gault&Millau 2018:

Freude bei den Altmeistern, Katzenjammer bei den Jungen. Im neuen Verlag wird der ehemals progressive Führer noch konservativer

Die Pressemeldung vom ZS-Verlag mit den neuen Gault-Millau-Daten ist mit Vorsicht zu genießen. So lange man noch nicht das Vorwort des Führers und die detaillierten Zahlen auch der Absteiger hat, können die Meldungen über Aufsteiger und besonders Geehrte täuschen. Das wissen alle Beobachter aus langjähriger Erfahrung. Insofern kann man die weitere Analyse (wenn sie denn nötig ist) erst nach Vorliegen der Druckversion machen. Aber selbst in den Anmerkungen zu den Geehrten deutet sich der Fortbestand typischer Eigenheiten an – wie etwa die schon allseits bekannte ultrakonservative „Dessertschwäche“ von Chefredakteurin Bröhm und ihr Hang zu einer – sagen wir: Küche der älteren Gourmetgeneration. Eine Antwort auf das nachlassende internationale Standing der deutschen Küche geben diese Bewertungen nicht.

Hier die wichtigsten Ergebnisse im Detail:

Die Spitze der 19,5-Punkte-Restaurants wächst um zwei Mitglieder auf nunmehr sieben. Neu sind Christian Bau (der auch Koch des Jahres ist) und Sven Elverfeld. Sowohl die „Schwarzwaldstube“ als auch „Sonnora“ behalten ihre Note. Bei den 19-Punkte-Restaurants gibt es keine weiteren Aufsteiger.

Neu mit 18 Punkten sind Kevin Fehling vom „The Table“ in Hamburg, Dirk Hoberg vom „Ophelia“ in Konstanz (der auch „Aufsteiger des Jahres“ ist), Diethard Urbansky vom „Dallmayr“ in München und Nils Henkel in Geisenheim.

Neu mit 17 Punkten sind Lars Keiling vom „Keilings“ in Bad Bentheim, Christian Lohse vom „Fischers Fritz“ in Berlin, Christian Sturm-Willms vom „Yunico“ in Bonn, Pierre Nippkow von der „Ostseelounge“ in Dierhagen, Daniel Raub von der „Genießerstube“ in Friedland, Christian Richter vom „Perior“ in Leer, Philipp Stein vom „Favorite“ in Mainz, Peter Hagen vom „Ammolite“ in Rust, Boris Rommel vom „Le Cerf“ in Öhringen, René Klages vom „17fuffzig“ in Burg (der auch „Entdeckung des Jahres“ ist) und Maurice Kriegs von „Schuhbecks Fine Dining“ in München.

Weitere Auszeichnungen:

Christiane Grainer vom „Christian“ in Kirchdorf (Gastgeberin des Jahres), Christian Wilhelm vom „Falco“ in Leipzig (Sommelier), Matthias Spurk vom „Gästehaus Klaus Erfort“ in Saarbrücken (Patissier, er erfülle „traditionelle Dessertwünsche ohne jede modische Effekthascherei in zeitgemäßer Leichtigkeit“, siehe oben: Frau Bröhms Neigungen zu traditionelle Desserts wie Crème brûlée sind bekannt).

Unter den „jungen Talenten“ findet sich dann ein einziger Name der neuen Szene unter den Geehrten. Es ist Dylan Watson-Brawn vom „Ernst“ in Berlin (der mit 15 Punkten eingestuft wurde).

3 Gedanken zu „Gault&Millau 2018:“

  1. Der G&M ist so konservativ, er schafft sich selbst ab! Aber wer so interessenorientiert und aufgrund von Seilschaften (re) agiert, braucht sich auch über schlechtes Image nicht zu beschweren. In Thüringen sind die Bewertungen fern ab von aller Realität. Tradition heißt auch: Neues zu akzeptieren und mit der Zeit zu gehen um Tradition zu erhalten. Der Gusto macht es vor und wird auch den Michelin irgendwann überrunden. Ich freue mich drauf!

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