Dining In – Freche Rezepte genial einfach und verblüffend im Geschmack. Autorin: Alison Roman, Verlag: Unimedica im Narayana Verlag, ISBN: 978-3-96257-106-1

Foto © Unimedica im Narayana Verlag
Nein, Dining in ist keine formelle Zeremonie von militärischen Institutionen, sondern in diesem Fall ein Buch, das sehr viele Rezepte und Storys enthält.

Ich frage mich ob ich angesichts der vielen Pressestimmen in diesem Kochbuch überhaupt noch mein kleines Küchenlicht unter dem Scheffel hervor leuchten lassen kann. Aber die Frage ist rasch beantwortet. Ich kann! Weil: ich habe in den letzten Jahrzehnten das Vergnügen gehabt, einige berühmte Köche der Gegenwart kennen gelernt zu haben. (Steinheuer, Loubet, Lafer, Dumaine, Ueter, Witzigmann) Ich habe ihre Bodenständigkeit auf den glitschigen Küchenparkett stets bewundert. Und ich weiß auch, dass die berühmten Fernsehköche nie spülen oder aufräumen müssen. Und, sie haben immer schon mal was vorbereitet, wofür ich Stunden lang die Küche verwüste. Der Trend ist nicht zu übersehen. Er trendiert, wie heutzutage häufig, in Richtung Schnelle Küche. Aber gerade diese Küche und die Zubereitung, der meist einfachen Rezepte, erfordern eine lange Vorbereitung. Jedenfalls dann, wenn ich nicht, wie Alison Roman schreibt, in der glücklichen Lage bin, sie nie selbst machen zu müssen.

Und dann soll ich mir vorstellen, meinem zukünftigen Selbst einen Gefallen zu tun“ wenn ich meine Würzsoßen selbst herstelle. Achso ja, verstehe. Die Würzmittel, z.B. Frische(s) Zatar, Allrounder Saatenmix, Knusper-Chili-Öl, Zitroniges Tahini Dresssing, Käse-Pfeffer-Brösel, Rote-Bete-Lake oder Salzzitronen-Labaneh ermöglichen dann einen schnellen Genuss, wenn ich sie ziemlich zeitaufwendig vorher herstelle. Nun gut, jede Küche greift auf Vorräte zurück und sie ist frischer, je frischer diese sind. Aber Küche ob eilig oder gemächlich, kann Rouladen nur schnell auftauen, sollte bei Tafelspitz schön warten, muss bei Pot au Feu sehr langmütig sein und dem Bäckerofen richtig Zeit geben, vom Döppekooche ganz zu schweigen.

Klar gibt es in diesem Buch auch Rezepte, die auf Langsamkeit deuten, wie auf Seite 203 bei: Langsam gegarter Lachs mit Zitrusfrüchten und Kräutersalat. Naja, 20-25 Minuten sind da schon erforderlich, wie bei Lachs üblich.

Aber mal weg, von mürrischen Küchengeplauder. Das Buch ist kein triviales Kochbuch, wie es reihenweise in Küchenregalen verdunstet. Nicht „vegetragisch“ oder von Einwohnern des Planeten Vegan dominiert. Es hat eine sehr gute Struktur, eine übersichtliche Inhaltsangabe und einen noch besseren Index. Was mich angesichts der fast dreidimensionalen Bebilderung nachdenklich macht, ist die Bescheidenheit in der Offenlegung des Lieblingsrezeptes von Roman. Es sind doch tatsächlich In Butter geschwenkte Radieschen mit frischem Zatar. Und sie liebt gekochte Kartoffeln. Ja ich auch und die gebratenen und gratinierten auch. Aber die müsste ich nicht zwangsläufig vorher kochen.* Die Radieschen habe ich im Garten. Zatar ist nicht im Haus, aber Ysop wächst irgendwo da draußen. Kartoffeln? Wenn die nicht da wären ist das folgende Rezept nicht realisierbar: Köstlicher Auflauf mit Kartoffeln, Fenchel und kleinen Tomaten, alles mit Käse überbacken. Eigentlich logisch, aber mit Alison könnte ich sehr entspannt speisen, da bin ich mir sicher. Und kochen, denn sie hat einige Tricks in der Schublade und verwendet Zutaten, die ich nicht lange in Reformhäusern suchen muss. Na ja, Grünkohlstrünke gibts da eh nicht, bei vielen Kochwilligen wohl auch nur in der Biotonne. Eigentlich könnte der Titel auch Diving In heißen. Eintauchen in die Welt der unfiltrierten Genüsse. Es ist zwar ein Kochbuch, aber es liest sich spannend wie der Name der Autorin. Als Roman. Nicht ein einfaches Niederschreiben von Kochvorschlägen, sondern gewürzt mit Anekdoten und persönlichen Einschätzungen zu einzelnen Zutaten, wie Fisch und Gemüsen. Aber auch die Süssen Sachen sind auf dreißig Seiten sehr leckerdargestellt.

Fazit:
Ich lese für mich aus diesem kulinarischen Highlight heraus, mich mal wieder in Küche und Kochen zu verlieben. Bei den über einhundert Rezepten, ist die Chance dazu wirklich riesig. Und ich könnte ja hinsichtlich Zutaten mit Gastrosoph Nik W. zusammen, den Katalog von Boos Food durchblättern. Falls ich Alison auf der nächsten Buchmesse treffe, würde ich sie aber fragen, warum keine Trüffeln in den Anleitungen vorkommen, denn diese habe ich fast immer im Haus. Schließlich bin ich Tuber-Frank. Aber nächste Buchmesse? Hoffentlich nicht wieder nur online!

Foto © Claus Kuhlen
Frank Krajewski

* Bratkartoffel ungekocht. Menge für zwei Genießer. Drei dicke, festbratende Knol- len in dünne Scheiben schneiden/hobeln. In der Pfanne in Butter anbraten/schwenken. In einer zweiten Pfanne Butterfett heiß werden lassen und die in Butter geschwenkten Scheibchen leicht kross fertig braten. In der ersten Pfanne zwei Eier spiegeln. Alles nach Gusto salzen, etwas pfeffern. Wenn Trüffeln/Melano/Uncinatum verfügbar sind, nicht zu wenig, besonders bei der Burgundervariante. Schmeckt aber auch ohne die Unterirdischen überirdisch lecker. Grünen Salat dazu, und nach dem Mahl bleibt für den Tagesrest ein Lächeln auf den Lippen. Speisereste gibts nicht.

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