Jahr für Jahr lassen sich alle möglichen Firmen für die sozialen Netzwerke unglaublich langweilige und enttäuschende Adventskalender einfallen, die in der Regel den Zweck haben irgendeinen Artikel aus irgendeinem Grund genau an diesem Tag zu anderen Konditionen zu verkaufen.
Diese Art von Adventskalender ist in der Regel kunden- und menschenverachtend. Kundenverachtend deshalb, weil sie deutlich zeigen, dass sie ihren geschätzten Kunden für einen Idioten halten, dem man mit Streichpreisen und Sonderangeboten zu jeder Zeit jeden Mist an drehen kann. Das wäre ja irgendwie noch zu entschuldigen, wenn man diese Strategie wenigstens hinter einer anspruchsvollen und witzigen Geschichte verstecken würde, aber dafür reicht entweder deren Geist nicht aus oder man ist einfach zu geizig, eine gute Agentur dafür zu beauftragen.
Stattdessen eine blöde und tumbe Auflistung von Sonderangeboten unter dem Deckmäntelchen der Adventszeit, dekoriert mit mehr oder weniger kitschigen Weihnachtsdekorationen.
Ein Schlag ins Gesicht
Menschenverachtend deshalb, weil es doch tatsächlich Menschen wie uns gibt, die sich für ihre Familie wirklich viel Arbeit machen und viel Zeit investieren, um ihren Lieben mit kleinen Gaben das Warten auf das Christkind zu verkürzen. Für diese Menschen ist eine solch brutale Kommerzialisierung dieses wunderbaren Brauchs wie ein Schlag ins Gesicht.
Natürlich basteln nicht alle Eltern den Adventskalender für ihre Kinder oder für die Person, die sie Lieben selber, aber wenn man das tut, erfährt man sehr viel über sich selbst, über die Beziehung zu seinen Lieben und über sein eigenes Einfühlungsvermögen. Es ist nicht einfach 24 Teile zu finden, die zu der Person passen, aber nicht unangebracht sind. Bei diesen fürchterlichen Social Media Adventskalendern ist es genau umgekehrt. Sie sind unangebracht und unsensibel. Es ist wirklicher Zorn, der dabei hochkommt.
Dass es auch anders geht, beweist gerade der Adventskalender von BOS FOOD.
Mit sehr überschaubaren Mitteln wird hier ein Videoadventskalender auf Facebook und Co. angeboten, der auf der einen Seite wirklich witzig ist und auf der anderen Seite völlig unkommerziell. Hier geht es in erster Linie darum, das Warten auf das Christkind zu verkürzen und zu versüßen.
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Gewinnspiel?
Zwar gibt auch hier ein Gewinnspiel, aber man kann nur gewinnen, nichts kaufen. Und in Wahrheit geht es bei diesem Kalender auch nicht um die Gewinne, es handelt sich um eine stringente und in sich stimmige Geschichte, die sich bis zu einem fulminanten Finale aufbaut, ohne dass man sie aus den Augen verliert, wenn man mal eine Folge verpasst.
Natürlich geht es in allen Folgen um Kulinarik, sonst wäre es ja kein BOS FOOD Adventskalender. Man beschränkt sich jedoch auf flüssige Delikatessen. Um genau zu sein, um Weine, Schaumweine, Cocktails, Schnäpse und Longdrinks. Diese werden von einer fachkundigen Truppe erfahrener Trinker vor laufender Kamera aus schwarzen Gläsern verkostet und beschrieben. Jetzt muss der Zuschauer raten, was im Glas ist. So weit, so langweilig. Spannung baut sich erst bei den weiteren Türchen des Adventskalenders auf. Hier muss erwähnt werden, dass alle Getränke in gastronomischer Größe serviert und bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken werden. Das pikante an dieser Situation ist, dass alle 24 Folgen des Kalenders an nur einem Tag gedreht wurden, sodass die Protagonisten sich über angeheitert, lustig, albern, betrunken bis rotzevoll trinken. – Bis dahin klingt ja alles ganz nett.
Was den Kalender aber jetzt von allen anderen Kalendern unterscheidet, ist die Tatsache, dass es sich bei den Protagonisten nicht etwa um Studenten oder Schauspieler, sondern in erster Linie um den Inhaber der Firma BOS FOOD, Ralf Bos und seine wunderbare Tochter Saskia handelt, die vom trinkfesten Freund des Hauses, Roger Schalk, nicht nur tatkräftig unterstütz werden, sondern in ihm auch einen unglaublich guten Vorlagengeber gefunden haben.
Die Selbstlosigkeit dieses Unternehmens wird jedoch dadurch unterstrichen, dass die drei überhaupt keine Scham zeigen, sich mit steigendem Alkoholkonsum mit den wirklich blödsinnigsten Kostümen und Masken zu kleiden und sich damit zum absoluten Vollhorst zu machen.
Interessante technische Fußnote ist vielleicht noch, dass die 24 Folgen des Adventskalenders, die jeden Morgen bereits um 7 Uhr ins Netz gestellt werden, in nur 24 Takes aufgenommen wurden und dass keine einzige Szene geschnitten wurde, und dass es kein Drehbuch gab, was die Authentizität der Ereignisse auf ungewollt komische Art unterstreicht.
Als Erstes bekommt man die aktuellen, aber auch die bereist vergangenen auf Facebook unter https://www.facebook.com/BosFood/ zu sehen.
Wir wünschen von ganzem Herzen viel Vergnügen und eine besinnlich Vorweihnachtszeit.
Ihr Eat-Drink-Think Team
Ich bin da echt ein Fan seit der ersten Staffel. Leider fehlten bis jetzt zwei mal die ursprünglichen Türchen zum 24. Dezember. Bei aller Großartigkeit und Großzügigkeit ist das verzeihlich. Außerdem lerne ich jedes Jahr was zu interessanten Getränken.