Noch vor nicht allzu langer Zeit gab es in den Supermärkten und Feinkostgeschäften gar kein Salzregal. Es gab nur eine Sorte Salz und diese war ironischerweise gar kein Salz. Es war ein hochreine Chemikalie mit dem Namen Natriumchlorid. Diese gab es dann noch mit zugesetztem Jod oder mit zugesetztem Fluor. Mehr nicht.
Nicht, dass die Menschen in dieser Zeit dieses Salz mochten oder gar schätzten, nein, es gab damals ein Gesetz, dass von den Lobbyisten der Chemieindustrie durchgeboxt wurde, in dem stand, dass Speisesalz einen Natriumchloridgehalt von mindestens 98% haben muss um als Speisesalz gehandelt werden zu dürfen. Das war pervers, denn in der Natur gibt es kaum ein Salz, das einen so hohen Natriumchloridgehalt hat. Das gibt es nur in der Chemiefabrik.
Gott sei Dank ist im Rahmen der EU Harmonisierung dieses Wahnsinnsgesetz zur Jahrtausendwende gekippt worden und endlich war der Weg frei, für die ganzen wundervollen Speisesalze die heute die Regale der Feinkostabteilungen füllen.
Dabei haben die Verbraucher sehr dankbar festgestellt, dass es nicht nur einen Salzgeschmack gibt, sondern viele verschiedene. Auch haben sie gelernt, dass die Konsistenz beim Salz eine große Rolle spielt. Je nach gereichter Speise sollte das Salz entweder fein oder grob gemahlen sein und die Konsistenz sollte fest oder mürbe sein.
Konkurrenz zu Fleur de Sel…
Als Weltmeister in Sachen Geschmack und Konsistenz hat sich nach kurzer Zeit das handgeschöpfte Oberflächensalz natürlicher Meersalz-Salinen, das Fleur de Sel, etabliert. Es ist im Gourmetbereich das Maß aller Dinge. Dieses Salz ist so natürlich und so handwerklich, wie es nur geht. Das erste mechanische Gerät, mit dem dieses Salz in Berührung kommt, ist die Waage, auf der es gewogen wird. Und das ist auch das Letzte, wenn man von der Sacknähmaschine absieht, mit der die Salzsäcke zugenäht werden.
Der komplette Produktionsvorgang wird der Natur und der Sonne überlassen. Das Meerwasser wird von großen Becken in immer kleinere Becken geleitet, und die Sonne lässt das Wasser so lange verdunsten, bis das Salz anfängt auszufallen und zu kristallisieren. Dieses frische Salz wird mit kleinen Netzen abgefischt und nicht weiter behandelt. Der Konsistenz und der Geschmack sind dermaßen überwältigend, dass Gourmets auf der ganzen Welt dieses Produkt gleichermaßen lieben wie wertschätzen.
In den südlichen Ländern ist eine solche Art der Produktion eine naturgegebene Sache. Die Sonne scheint den kompletten Sommer durch und Regen ist ein seltener Gast. Im Norden aber, wo der Regen ein ständiger Begleiter ist, musste man sich was anderes einfallen lassen um dem Meer das Salz zu entreißen. Auf die Sonne konnte man sich hier noch nie verlassen.
… kommt aus England
Bereits 1881 wurde im englischen Essex die Maldon Salt Company gegründet. Noch heute wird das Salz der Firma Maldon von den Salzmeistern in sehr traditioneller Art und Weise hergestellt. Hierzu wird das Meerwasser in kleine Becken geleitet und von den Salzmachern und den Salzmeistern auf leicht erhöhte Temperatur gebracht, um das Verdunsten des Wassers zu beschleunigen. Wenn das Salz auffällt und kristallisiert wird es, ähnlich wie in Südeuropa, mit einem Siebrechen abgeschöpft.
Damit ist die Salzernte jedoch nicht beendet. Durch die relativ schnelle Kristallisation setzt sich Magnesium auf die jungen Salzkristalle und macht sie stumpf und etwas bitter. Deshalb wird das fertige Salz nochmal in hochkonzentriertem Salzwasser gewaschen.
Dieses wäscht aber nicht nur das Magnesium ab und macht das Salz glatt und süßlich, es verwandelt auch seine Form und seine Konsistenz auf ganz wunderbare Weise. Aus den sonst eher eckigen Salzbröckchen werden auf wundersame Weise plötzlich kleine hauchfeine Pyramiden, die nicht nur wunderschön aussehen, sondern obendrein ein phantastisches Mundgefühl produzieren. Speisen, die nach der Zubereitung mit Maldon Sea Salt gesalzen wurden, hinterlassen neben der Würze noch ein Gefühl, als wenn ein wenig hauchfeine Cornflakes über das Essen gestreut würden. Diese grandiose Kombination von Geschmack und Haptik hat dazu geführt, dass Maldon Sea Salt zum erfolgreichsten Gourmetsalzproduzenten der westlichen Welt avancierte. Ich verstehe das vollkommen, und wenn Sie es mal ausprobiert haben, werden Sie genau verstehen, wovon ich hier so schwärme.
Mochte Maldon schon immer am liebsten. Wusste eigentlich nicht warum. Danke, jetzt weiß ich genau , wieso das so ist!