Es ist dieser einzigartige Duft, der mich in meine Kindheit zurückholt. Nach dem Frühstück bin ich meist noch mit meinen Geschwistern etwas Spielen gewesen, doch irgendwann lockte uns dieser wunderbare Duft des Truthahns aus unseren Zimmern. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt halfen wir unserem Vater alle tatkräftig. Oft höre ich, dass die Leute froh sind, wenn sie an Weihnachten nicht viel vorbereiten müssen, höre sogar, dass es Leute gibt die sich ihr Essen schon fix und fertig vorbereitet, mit Frischhaltefolie bedeckt und bereit für die Mikrowelle in den Kühlschrank gestellt haben, bis es soweit ist. Bei uns war das nie so und vielleicht sind diese Momente dafür verantwortlich, dass ich eine gastronomische Laufbahn einschlagen wollte. Mich persönlich hat dieser „Aufwand“ nie gestört, da er immer mit den Leuten zelebriert worden ist, die einem am meisten bedeuten. Mit den richtigen Leuten kann selbst die Steuererklärung zum abendfüllenden Spaßprogramm werden. Oder das Beladen eines Anhängers mit Laub.
Früher werkelten wir die meiste Zeit in der Küche, schmückten die letzten Teile des Hauses und vergaßen eine Zeitlang die Schulbücher in unseren Rucksäcken und die Arbeit auf dem Schreibtisch. Auch wenn es offenbar ein familiäres Problem zu sein scheint, war es uns zumindest an Weihnachten möglich, dass wir alle unsere Projekte mal für drei oder vier friedliche Tage auf Eis legten. Keine Sorgen über Schulnoten, kein rostiger Unterboden des Opel Kadetts. Auf dem ausrangierten Küchenbuffet, das unser Wohnzimmer zierte, standen meist kitschige Dekoteller mit allerlei entsetzlich süßen Leckereien: Marzipankartoffeln, Geleefrüchten oder Rumkugeln. Ich probierte mich immer wieder einmal durch, doch kam ich jedes Mal aufs Neue zu dem Schluss, dass Gelee-Früchte etwas Fürchterliches und Rumkugeln die Pforte zum Himmel sind. Wir verpackten die Geschenke für unsere Liebsten (ich für meinen Teil heute noch immer genauso dürftig wie damals…), hörten obskure CDs, darunter die legendäre „Trucker Christmas“, mit unvergesslichen Songs von Dave Dudley, Tammy Wynette und George Jones, bis der Tag schließlich dem Abend wich und die Tassen mit Punsch und Tee leergetrunken waren. Der blasse Vogel, den ich früher zugegebenermaßen mit einer merkwürdigen Bewunderung gemustert hatte, war zu einem knusprigen Braten in karamellbraunem Farbton geworden. Noch nicht ganz fertig, aber nahezu, gerade noch so viel Zeit, um Räucherlachs und Melbatoast zu verspeisen. Heute schlagen die Leute die Hände über dem Kopf zusammen, wenn ich davon erzähle, dass wir früher eine ganze Armada von Echtkerzen an unserem Baum hatten, die zeitweilig alle brannten, ganz zu schweigen von Echtholzpyramiden (die mit denselben Kerzen in Schwung gehalten wurden) und Räuchermännchen aus dem Erzgebirge. Mein Bruder formulierte es neulich so treffend, als wir in Erinnerungen schwelgten: Früher war es so, als hätte sich die personifizierte Weihnacht über unser Haus übergeben. In einem liebevollen Sinne, so merkwürdig es auch klingen mag. Ich bekam vielleicht den Playmobil Supermarkt oder den Ford Pick Up Truck, in diesem fahlen grüngrau, den ich mir so lange schon gewünscht hatte und hatte für meinen Bruder eine brandneue „Krieg der Sterne“-Sammelfigur von Han Solo in Petto.
Heute ist vieles anders. Wenn mich der Duft des Weihnachts-Truthahns locken soll, muss ich ins Auto steigen und eine Stunde Richtung Heimat fahren. Mit meiner Partnerin auf dem Beifahrersitz und Serviettenknödeln, Rotkohl, Maronen und allerhand weiterer Vorspeisen, Beilagen oder Desserts machen wir uns auf den Weg, mit einigen Geschenken für das jüngste Familienmitglied – meinen Neffen. Die Älteren schenken sich etwas viel wertvolleres, als man je verpacken könnte: Zeit. Für den anderen und für gute Gespräche. Für Floskeln wie „Mein Gott, wo ist die Zeit geblieben“ oder „Ist dieses Jahr wieder im Flug vergangen“. Die Zeiten, wo wir im Pyjama die Treppe heruntergeschlurft kommen konnten, sind vergangen. Mein Bruder sitzt mit seiner Familie im Auto, ebenso wie meine Schwester und ich auch. Manche Dinge ändern sich eben. Aber die Gerüche und Eindrücke von Rumkugeln, Stollen und Konsorten, kann einem niemand nehmen, ganz gleich wie alt man ist.
Für unseren Weihnachtscocktail brauchen wir einen Rosinensirup. Hierfür geben wir 250 g Rosinen, mit 400 g braunem Zucker, 600 ml Wasser, einer zerbröselten Zimtstange und einer aufgeschnittenen Vanilleschote in einen Topf. Das Ganze darf circa eine Stunde lang köcheln, bevor wir den Sirup in eine saubere Flasche absieben.
Für den Drink brauchen wir 4,5 cl Jamaica Rum, 2 cl Mandarinensaft, 1 cl Zitronensaft und 1 cl Rosinensirup. Wir geben alles mit einem Barlöffel Eiweißpulver in einen Cobbler-Shaker und machen einen Dryshake mit der Strainerspirale. Wenn alles schaumig ist, geben wir einige Eiswürfel in den Shaker und schütteln kurz und kräftig kalt. Mit Hilfe des Strainers wird der Drink in einen mit Eiswürfeln gefüllten Tumbler gegossen. Eine Cocktailkirsche reicht uns heute als Garnitur.
Eine letzte Zutat brauchen wir noch, damit der Drink so funktioniert, wie ich ihn mir vorstelle. Die Menschen, die wir lieben, die uns guttun und die wir gerne um uns haben, sind vermutlich die wichtigste Zutat, damit dieser Drink das weckt, was ich gerne wecken möchte. Er erinnert mich an meine Rumkugel-Eskapaden und an das Herzklopfen, das ich hatte, als ich den Karton aus dem grünen Geschenkpapier befreite und hoffte, dass ich darin das fände, was ich mir am meisten wünschte. Und der Geschmack begleitet mich heute, wenn ich neben meinem Neffen auf dem Boden sitze und hoffe, dass ich das verpackt habe, was er sich am meisten gewünscht hat.
Eine besinnliche Weihnachtszeit wünscht Ihnen
Der heilige Helge
Zutaten bei BOS FOOD zu bestellen: 4,5 cl Plantation Xaymaca Special Dry Rum • 2 cl Mandarinensaft • 1 cl Zitrone (Art. Nr. 26906) • 1 BL Eiweißpulver ( Art. Nr. 22452) • 1 cl Rosinensirup (Rosinen Art. Nr. 13232, brauner Zucker Art. Nr. 29083, Zimtstangen Art. Nr. 31919, Bourbon Vanille Art. Nr. 15342)